Willkommen zu der Ausstellung „100 Jahre Selbsthilfe und Soziales Engagement. Der Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e.V.“ in Stadtallendorf. Nutzt gerne das freie WLAN der Stadthalle und erkundet die folgende Ausstellung.
BSBH-Logo zur 100-Jahr-Feier, in blau, grün, lila und gelb geschwungenen Formen welche die Zahl „100“ formen, darunter in schwarzen Versalien „JAHRE BSBH“. Rechts über dem letzten Buchstaben „H“ in lila ein stilisiertes Auge, die linke Hälfte des Auges in klaren Linien, die rechte Hälfte in stärker und schwächer auslaufenden Punkten.
Selbsthilfe und Soziales Engagement
Diese Ausstellung präsentiert 100 Jahre Vereinsgeschichte des Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e.V. – zum Tasten, Hören, Sehen, Fühlen und Schmecken. Ein Zeitstrahl vereint Meilensteine des BSBH (in der Farbe Lila), politische Wendepunkte (in der Farbe Grün), kulturgeschichtliche Entwicklungen (in der Farbe Gelb) und Ereignisse der Blindenkultur (in der Farbe Blau). Die Auswahl ist anekdotisch und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Statt linearer Chronologie steht das multisensorische Erleben im Mittelpunkt: Besucher*innen sind eingeladen, Geschichte mit allen Sinnen zu erkunden, nachzuvollziehen – und eigene Verbindungen herzustellen.
Die Ausstellung zieht sich an der Wand des Veranstaltungssaals entlang. Nach dem Impressum und einem Text über den BSBHZ berichten 11 BSBH-Mitglieder über den Verein. Es folgen unterfahrbare Ausstellungstische. Hier liegen, passend zu den historischen Ereignissen, Objekte, die man mit allen Sinne erleben kann. An der Rückwand gibt es Texte, die über die historischen Ereignisse informieren. Nach 154 Objekten bildet eine partizipative Station den Abschluss. Hier bist du gefragt, also mach mit!
Impressum
Konzept/ Kuratorische Begleitung
Maureen Ekizoglu
Kuratiert von
Lizzy Jäkel, Paula Steger
Presse & Lektorat
Laura Margielsky, Svenja Lind
Ausstellungsdesign
Lizzy Jäkel
Museumspädagogik
Annika Frey, Elisa Reinecke
Ausstellungsassistenz
Svenja Lind, Anna Molnár, Christina Müller, Petty Waagö
Portraits
Julia Reisinger Fotografie
Druck
Grafix GmbH, Ralf Jung
Gefördert und Beraten von:
BSBH (Logo in schwarzen Lettern und unterschiedlich dicker Schriftart „wir wollen gesehen werden / BLINDEN SEHBEHINDERTEN BUND“), DIALOGMUSEUM Frankfurt (Logo in schwarzen Versalien „DIALOGMUSEUM“ das Wort „FRANKFURT“ bildet über dem letzten „M“ einen kleinen Kreis), Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (Logo in dunkelblauen Buchstaben „Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte“ links davon ein stilisiertes Rundbogentor in blau und gelb, davor ein stilisiertes Auge in dunkelblau), Blista (Logo in schwarzen Kleinbuchstaben „blista“ links davon ein grünes Punktemuster, darunter in schwarz „Bundesweites Kompetenzzentrum für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung“), Saal Diggital (Logo in roten Kleinbuchstaben „saal“ wobei das „s“ nach vorn in eine unterteilte Gerade ausläuft), Grafix (Logo in rot der Buchstabe „G“ in einem roten Kreis, davor in schwarz „Grafix“ dahinter „Die Eventwerker / Messebau | Events | Werbetechnik“), Dr. Guido Jäkel (Logo in einer gepixelten Schriftart in lila und gelb „JäCOM“), Inclusion (Logo schwarz hinterlegt in weißen Versalien „INCLUSION“ darunter „TAKTIL MIT STIL“ davor eine Zackenform in grau auf weißem Grund), Schenke (Logo eines stilisierten Dachs in roten Umrisslinien und einem blau gefüllten Giebel mit Hammer und Zirkel Darstellung, rechts davon in roten Versalien „SCHENKE“ darüber in blauen Buchstaben „Dachdeckermeister“)
2025 Dialogmusuem Frankfurt
BSBH
Der Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e.V. (BSBH) ist die zentrale Selbsthilfeorganisation für blinde und sehbehinderte Menschen in Hessen. Seit 100 Jahren setzt sich der BSBH dafür ein, die Lebenssituation der rund 14.000 blinden und etwa 70.000 sehbehinderten Menschen in Hessen sowie derjenigen, die durch eine Augenerkrankung von Sehverlust bedroht sind, nachhaltig zu verbessern.
Angebote und Leistungen des BSBH:
- Beratung: Der BSBH bietet kostenlose und unabhängige Unterstützung zu Themen wie Sehverlust, Hilfsmittel, Augenerkrankungen und rechtlichen Ansprüchen an. Die „Blickpunkt Auge“-Beratung ist an vielen Standorten in Hessen verfügbar, und die „Rollende Beratung“ erreicht Ratsuchende direkt vor Ort.
- Interessenvertretung: Der Verband setzt sich aktiv für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen ein, indem er mit Politik, Behörden und Wirtschaft zusammenarbeitet, um ihre Bedürfnisse zu adressieren.
- Erfahrungsaustausch und Freizeit: Durch Veranstaltungen und Freizeitangebote fördert der BSBH den Austausch unter Betroffenen und bietet Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Die Bezirksgruppen:
Bezirksgruppe Darmstadt/Südhessen
Bezirksgruppe Frankfurt
Bezirksgruppe Osthessen
Bezirksgruppe Hanau
Bezirksgruppe Kassel/Nordhessen
Bezirksgruppe Lahn Dill
Bezirksgruppe Marburg
Bezirksgruppe Gießen/Oberhessen
Bezirksgruppe Offenbach
Bezirksgruppe Wiesbaden
Alternativtext: In der unteren Hälfte der Platte ist eine Landkarte von Hessen eingezeichnet. Die einzelnen Landkreise sind in unterschiedlichen Farben gefasst und mit schwarzen Umrisslinien getrennt. Die verschiedenen Bezirksgruppen des BSBH sind mit Zahlen darauf markiert.
Interviews
Die Ausstellung beginnt mit Interviews von 11 Mitgliedern des BSBH. Sie alle verbinden ganz Unterschiedliches mit dem Verein und erzählen von Erlebnissen als Mitglieder. An der Wand hängen großformatige Portraitaufnahmen der Interviewten, darunter die Transkription des jeweiligen Interviews. Die Portraitwand startet mit einem Spiegel, denn vielleicht möchtest du auch Mitglied werden. Unter dem Spiegel ist ein QR-Code der zur Satzung des Vereins führt. Hier zunächst die Transkription und dann eine Audiodatei.
Tetyana Petrak
Ich heiße Tetyana Petrak, ich bin 42 Jahre alt, ich bin beim BSBH über 5 Jahre schon Mitglied.
Ich bin Mitglied geworden für die Unterstützung im Berufsleben.
Der BSBH bedeutet mir viel, auf jeden Fall, dass ich nicht alleine bin.
Das Besondere des BSBH für mich war ein Neustart ins Berufsleben, immer neue Leute kennenzulernen.
Der BSBH führt tolle Projekte und natürlich darauf kann man sehr stolz sein.
Ich wünsche dem BSBH alles Gute, macht so weiter und besonders bin ich sehr dankbar für die Unterstützung.
Karl Matthias Schäfer
Mein Name ist Karl Matthias Schäfer, ich bin 57 Jahre alt und von Geburt an blind. Dem BSBH gehöre ich als Mitglied seit 34 Jahren an und hatte in dieser Zeit stets verschiedene, ehrenamtliche Ämter inne. Zurzeit bin ich stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Ich trat dem BSBH damals bei, weil ich in der Organisation eine hervorragende Möglichkeit sah, mich sozialpolitisch zu engagieren und zur Verbesserung der Lebenssituation blinder und sehbehinderter Menschen in unserer Gesellschaft beizutragen.
Hm … was bedeutet für mich die Mitgliedschaft im BSBH?
Die Mitgliedschaft im BSBH ist seit langem ein fester Bestandteil meines Lebens und meiner Aktivitäten. Ich bin Teil einer starken Gemeinschaft von über 200 Haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen, die gemeinsam Ziele verfolgen und schon eine ganze Menge gemeinsam erreicht haben.
Was macht den BSBH aus?
Es ist seine Fähigkeit, sich ständig weiterzuentwickeln und sich an gesellschaftliche Veränderungen anzupassen. Daher ist er ein langfristiger und verlässlicher Partner für Menschen mit Sehbehinderung, öffentlicher Stellen und der Landespolitik. Dies zeigt sich auch daran, dass unsere Expertise immer wieder aus dem politischen Bereich nachgefragt wird.
Was ist meine schönste Erinnerung?
Da gibt es ganz viele über diese vielen Jahre. Eine meiner schönsten Erinnerungen stammt aus dem November 2003. Damals gab es Bestrebungen von politischer Seite das Landesblindengeld um sage und schreibe 40 % zu kürzen. Gemeinsam mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband und anderen Organisationen aus der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, haben wir uns vehement dagegen gewehrt. Es war eine harte Auseinandersetzung, in deren Verlauf ich auch eine beeindruckende Rede im Finanzausschuss des hessischen Landtags halten durfte. Nun, ich saß mit meiner Familie gerade im Auto und hörte in den Nachrichten, dass die Kürzung des Landesblindengeldes nun nur noch 10 % betragen sollte. Aus dem Radio hörte ich: „Wir sind erleichtert“, so Karl Matthias Schäfer, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen. Die Journalisten hatten die Dinge im Voraus gut im Blick, denn ich war mir zu diesem Zeitpunkt unseres Erfolges noch nicht bewusst.
Aber dies war für mich ein Beispiel, dass sich soziales Engagement und das Kämpfen für soziale Rechte lohnt und hat meine weitere Arbeit im Ehrenamt geprägt. Der BSBH kann stolz darauf sein, dass er ein hessenweites Beratungsnetz geschaffen hat und so Menschen mit Sehbehinderung in ganz Hessen unterstützen kann. Darüber hinaus wird er von öffentlichen Stellen, Kommunen und der Landespolitik als gefragter Experte in eigener Sache wahrgenommen.
Ich wünsche dem BSBH alles Gute zu seinem hundertjährigen Geburtstag! Ich wünsche den zukünftig Aktiven viel Kraft und Mut, um unsere gesellschaftlichen Aufgaben weiterzuführen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Unterstützern, Haupt- und ehrenamtlich Tätigen für ihren unermüdlichen Einsatz bedanken.
Silvia Schäfer
Mein Name ist Silvia Schäfer, ich bin 64 Jahre alt und wohne in Hanau. Ich bin im BSBH Mitglied seit 1996, also inzwischen schon 29 Jahre lang. Ich bin damals Mitglied geworden, weil ich Informationen zum Blinden- und Sehbehindertenwesen gesucht habe, in alle möglichen Richtungen und auch Unterstützung bei der Auswahl von Hilfsmitteln brauchte. Mir wurde sehr gut geholfen und ich habe mich schnell sehr wohl gefühlt im BSBH, da er für mich von Anfang an wie eine große Familie war. Ich fühlte mich aufgefangen und integriert und war auch sehr schnell bereit, selbst aktiv zu werden. Nach wenigen Jahren habe ich mich schon in ein Leitungsteam wählen lassen und seit 2013 bin ich Vorsitzende der Bezirksgruppe Hanau.
Mir gefällt am BSBH besonders, dass beständig gute, politische Arbeit geleistet wird, bei der für die barrierefreie Teilhabe jedes blinden und sehbehinderten gekämpft wird. Vieles wurde schon erreicht, vieles wurde durchgesetzt und dazu ist natürlich sehr viel Kraft und Ausdauer nötig. All das, was erreicht wurde: z. B. die Erhaltung des Blindengeldes, die Leitsysteme an Bahnhöfen/Bushaltestellen, akustische Ansagen und so weiter und sofort, kommt natürlich auch den blinden und sehbehinderten zugute, die nicht Mitglied sind. Das ist halt schade für den Verein, denn hier wird einfach alles als selbstverständlich hingenommen, wofür aber andere sehr viel Arbeit investiert haben.
Ich gratuliere dem BSBH ganz herzlich zum hundertjährigen Geburtstag und wünsche für die nächsten hundert Jahre, dass es immer wieder aktive Mitglieder gibt, die sich einsetzen für die Belange von blinden und sehbehinderten Menschen. Ich wünsche mir und dem Verein, dass wir viele, neue, junge Mitglieder finden, die auch bereit sind, aktiv zu werden. Nur so kann der BSBH weiter bestehen.
Daniela Rink
Hallo, ich heiße Daniela, bin 58 und arbeite zusammen mit meinem Blindenführhund Linus in der Landesgeschäftsstelle des BSBH in Frankfurt. Ich bin seit über 15 Jahren in der Blindenselbsthilfe aktiv und seit zwei Jahren Mitglied im BSBH.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig und motivierend Hilfe zur Selbsthilfe ist und mit meiner Mitgliedschaft im BSBH und durch mein ehrenamtliches Engagement in meiner Bezirksgruppe Hanau möchte ich davon etwas zurückgeben und anderen Betroffenen auf den Weg helfen.
Wer 100 Jahre alt ist und immer noch engagiert, politisch und menschlich aktiv ist, hat allen Grund stolz zu sein. Deshalb Happy Birthday BSBH! Weiter so!
Brigitte Hegmann
Lillian
Hallo, ich bin Lillian, ich bin 29 Jahre alt und bin jetzt so 4 oder 5 Jahre ungefähr beim BSBH. Ich bin damals Mitglied geworden, als ich nach Frankfurt gezogen bin für mein Masterstudium und ich hab einfach den Kontakt zu anderen blinden und sehbehinderten Menschen gesucht, ein bisschen Gemeinschaft von Menschen, die ähnliche oder gleiche Erfahrungen machen.
Das ist es eigentlich, was mir der BSBH bedeutet und was ich gut an ihm finde, und zwar dieses Moment von Gemeinschaft, das wir erzeugen können, wo wir nicht viel erklären oder diskutieren müssen, sondern ein Verständnis füreinander habe auch für die Probleme haben, uns untereinander helfen können, Tipps geben können. All das, was glaube ich, auch so ein bisschen auch die Selbsthilfe ausmacht. Es ist aber glaub ich nicht nur dieses Moment der Selbsthilfe, dann könnten wir uns auch einfach in einer Selbsthilfegruppe organisieren, sondern, der BSBH ist ja, dadurch dass er als Verein so organisiert ist, auch die Möglichkeit der Interessensvertretung. Und ich glaub das finde ich auch sehr wichtig, sich gemeinsam zu organisieren, für die Interessen von blinden und sehbehinderten Menschen, weil wir ja immer noch in einer Welt leben, die mehrheitlich von sehenden Menschen organisiert wird, sei es jetzt der Straßenverkehr, sei es jetzt Schule, Ausbildung, sei es einfach nur so etwas simples wie Einkaufen, technisch Geräte und so weiter, da können wir uns einsetzen, da können wir als BSBH mit einer Stimme sprechen und auch gegenüber politischen Institutionen immer wieder unsere Interessen und unsere Rechte gemeinsam laut zur Geltung bringen. Die schönste Erinnerung, die ich mit dem BSBH verbinde, ist glaub ich auch, einer dieser Momente gewesen, wo ich, ich glaub es war in einer der WhatsApp Gruppen, wo ich war, und Leute dann gesagt haben, hey, lass uns doch einfach gemeinsam was essen gehen. Dann bin ich einfach mitgegangen, hab die Menschen einfach mal kennengelernt und hatte einfach einen schönen Abend. Wo wir über alles Mögliche gesprochen haben, zwischendurch aber natürlich immer mal wieder das Thema auf blinden und sehbehindert spezifischen Fragen gekommen sind und wir da auch ein bisschen scherzen konnten, uns bisschen lustig machen konnten, über Sachen, die wir mit Sehenden auch erleben, wo wir manchmal denken so …wow…okay…, warum verstehen die das nicht. Genau, was dann irgendwie so ein schöner, geselliger Abend war.
Ja und in dem Sinne, wünsche ich dem BSBH alles Gute zum 100. Jubiläum, 100 Jahre Interessensvertretung sind ordentlich, wurde auch schon viel erstritten und ich hoffe, dass es weitere 100 Jahre dieser Möglichkeit von Interessensvertretung aber auch von Geselligkeit geben kann, in all seiner Vielfältigkeit, von Alten und Jungen Menschen zusammen, Menschen, die in Deutschland geboren sind, Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch Menschen mit verschiedensten Geschlechtsidentitäten, die aufgrund ihrer Blindheit und Sehbehinderung im BSBH hoffentlich eine gemeinsamen Ort finden, damit die Gesellschaft versteht was es braucht, damit Blinde und sehbehinderte Menschen mit allen gemeinsam treffen können und an der Gesellschaft teilhaben können.
Ikram Alaamri
Ich bin die Ikram Alaamri, 48 Jahre alt und seit September 2018 Mitglied beim BSBH, weil ich die Arbeit der Selbsthilfe sehr gut finde.
Was bedeutet für mich die Mitgliedschaft im BSBH?
Ganz viel, der BSBH ist auch mein Arbeitgeber.
Was macht den BSBH aus?
Dass er sich für die Interessen der blinden und sehbehinderten politisch einsetzt, wie z. B. das Erhalten des Blindengelds und die Barrierefreiheit in den Straßen, also damit meine ich jetzt Leitlinien an den S-Bahn Haltestellen und noch wo anders, die akustischen Ampeln – das haben wir alles der Selbsthilfe zu verdanken.
Die schönste Erinnerung bis jetzt beim BSBH?
Die Zeit ist immer schön, weil ich habe tolle Kollegen, tolles Team, ich freue mich, dass ich so ein Team habe – dass er so alt geworden ist (lacht) – so richtig alt.
Ich wünsche dem BSBH, dass er natürlich dann die tausend Jahre … nein, wie nennt man das? … dann irgendwann mal feiern wird. Das wird natürlich lange nach uns sein, aber ja – das wünsche ich dem.
Brigitte Buchsein
Mein Name ist Brigitte Buchsein, ich bin 56 Jahre alt und bin seit 2001 Mitglied im BSBH. Vorher war ich aber auch schon lange im Westfälischen Blinden- und Sehbehindertenverein und zwar seit meinem 18. Geburtstag. Und das zeigt auch schon, warum ich Mitglied geworden bin, nämlich, weil das bei uns in der Familie – aber auch für mich ganz persönlich – normal war, sich einzubringen, sich zu engagieren, und zwar auch in der Selbsthilfe.
Schon mein Opa war im Betriebsrat, mein Onkel auch, sie waren auch beide politisch engagiert in der Gewerkschaft, was ich dann später auch alles noch gemacht habe. Bei mir auch noch in der Schülerselbstvertretung, in der Studierendenschaft, in der Kirchengemeinde und so bedeutet für mich der BSBH auch ein Stück Normalität. Es gehört für mich einfach zum Leben, zu meinem Selbstverständnis dazu.
Und so finde ich auch, dass das Besondere beim BSBH ist, dass jeder sich einbringen kann, egal, womit. Ob er nun Veranstaltungen organisiert, Leute berät, die sich in der Politik laut eine Stimme verschaffen. All das gehört für mich zum BSBH dazu und das finde ich wirklich besonders. Auch die Vielfalt der Menschen, die hier aktiv ist.
Und das Schönste, was ich im BSBH erlebt habe, sind Veranstaltungen, die ich mit Kindern und Jugendlichen gemacht habe; das ist einer meiner Schwerpunkte. So habe ich schon oft eine Freizeit, eine inklusive, in Hamburg erlebt, die immer wieder ganz wunderbar ist. Und schöne Einzelmomente waren, wo wir mit Kindern beim Flugplatz in Langen waren und Kinder, aber ich dann selbst natürlich auch, Flugzeuge eben erkunden durften. Wir hörten, wie das Ganze abläuft und dann ging es für uns auch in die Luft, das war etwas sehr Schönes.
Und stolz bin ich auf den BSBH, weil wir wirklich eine Stimme haben, in der Politik, wie wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, von der Wirtschaft, von Verkehrsbetrieben, aber eben auch von einzelnen Menschen; von Menschen, die Rat suchen, die jemanden an der Seite brauchen, der, nach der Diagnose eines Arztes, ein wenig wie ein Kompass ist und ihnen hilft, ja … neu sich zu orientieren, Dinge zu erfahren, die für sie wichtig sind. Ja und so wünsche ich dem BSBH erstmal alles Gute, Glückwunsch zu hundert Jahren und dass es weiter so läuft und der BSBH weiter eine Stimme ist, laut nach außen und leise nach drinnen für alle, die Rat suchen.
Marianne Preis-Dewey
Ich heiße Marianne Preis-Dewey, bin 58 und seit 2012 Mitglied im BSBH. Allerdings war ich schon lange vorher so etwas wie eine Mitläuferin, denn mein Vater war Zeit seines Lebens in der Selbsthilfe aktiv – auch im BSBH. Mitglied geworden bin ich dann, weil ich mich mehr einbringen wollte, in einer Organisation, die sich so engagiert und erfolgreich für die Interessen blinder und sehbehinderter Menschen in Hessen einsetzt.
Besonders ist für mich am BSBH, dass ich mich als fast blinde Person, aktiv für die Verbesserung der Situation von Menschen wie mir einbringen kann, in dem ich durch das Amt, dass ich innehabe z. B. von politischen Akteuren, Unternehmen und anderen Stellen als Verhandlungspartnerin und Repräsentantin ernster genommen werde, weil ich eine starke Organisation hinter mir habe. Dadurch kann ich wesentlich mehr bewegen als als einfache Privatperson mit einer Seheinschränkung.
Die schönste Erinnerung im Zusammenhang mit dem BSBH, die ich in Kürze hoffentlich haben werde, ist, auf eine gelungene Hundertjahrfeier hier in Stadt-Allendorf zurückblicken zu können, an deren Vorbereitung und Durchführung ich maßgeblich mit beteiligt gewesen bin. Was ich aber auch immer wieder genieße und wofür ich dankbar bin, ist der Austausch und das Miteinander mit all den tollen Menschen, die ich durch die Vereinsarbeit bei den verschiedenen Gelegenheiten kennenlernen durfte und darf.
Der BSBH kann stolz sein, auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken zu können und in diesen zehn Jahrzehnten viel erreicht zu haben. Die hessische Politik und viele andere Stellen nehmen den BSBH als kompetenten Gesprächs- und Verhandlungspartner wahr. Das wird uns immer wieder gespiegelt und ermöglicht uns wirklich etwas zu bewegen und ich finde es großartig, Teil davon sein zu können.
Ich wünsche dem BSBH, dass er immer wieder neue, engagierte Mitglieder und Unterstützer findet, die es ermöglichen, die wichtige Selbsthilfearbeit fortzuführen, so dass die nächsten hundert Jahre mindestens so erfolgreich werden, wie die letzten.
Christine Schneider
Guten Tag, ich bin’s Christine Schneider, Mitarbeiterin im BSBH, Vorstand seit 2021. Ende 2019 habe ich meine Ausbildung zur Blickpunkt Auge-Beraterin abgeschlossen und arbeite seit 2020 in der Beratungsstelle in Stadt-Allendorf. Ich lebe und wohne in Marburg, zusammen mit meinem sechsten Blindenführhund – einer blonden Labbi-Dame namens Elli. Elli ist inzwischen im Ruhestand und das gleiche gilt auch für mich. Geboren bin ich im August 1955 in einem kleinen Ort in Nordrhein-Westfalen, lebe aber nun schon, wenn ich die Schulzeit mitzähle, seit 57 Jahren in Hessen.
1988 bin ich in den BSBH eingetreten und ehrlich gesagt, der Grund war damals, dass ich eine günstige Haftpflichtversicherung für meinen Blindenführhund gesucht habe. Das konnte mir der BSBH bieten und ich bin seitdem Mitglied geblieben. Während meiner Berufstätigkeit war ich ein eher passives Mitglied, aber auch passive Mitglieder sind gute Mitglieder, denn, was wäre ein Verein ohne Mitglieder und je mehr Mitglieder er hat, desto eher kann er sich Gehör verschaffen in Politik und Gesellschaft.
Der BSBH ist mir wichtig, weil er es in seinem langjährigen Bestehen immer wieder geschafft hat und auch weiterhin daran arbeitet, positive Veränderungen für unseren Personenkreis zu bewirken. Es wurden und werden immer weitere Barrieren abgebaut und auch das Blindengeld in Hessen ist vollständig erhalten geblieben. Sogar eine Anpassung an die Rentenerhöhungen ist weiterhin garantiert – hoffentlich. Der Verein hat auch das Taubblindengeld auf den Weg gebracht.
Für mich ein ganz wesentlicher Bestandteil des BSBH ist das sehr engagiert aufgebaute Beratungsangebot „Blickpunkt Auge – Rat und Hilfe bei Sehverlust“. Wir beraten alle Menschen, die Fragen rund um das Thema „Sehen“ haben. Aber der BSBH ist natürlich nicht nur politische Arbeit und Beratung, er steht auch für ein gutes Miteinander, für Geselligkeit und Spaß.
Und wenn ich zurückdenke an die letzten Jahre, dann war für mich das schönste Erlebnis mit dem BSBH, die Aktivtage in Willingen. Die haben 2018 und 2019 stattgefunden, wir hatten sehr viel Freude und Spaß dort, viele Angebote in Sport und rund um Willingen Wanderungen, die Großschanze haben wir gesehen und viele Angebote mehr.
Ich wünsche mir und dem BSBH, dass es wieder gelingt, solche Aktivitäten anzubieten, die uns sehr bereichern; Aktivitäten für Jung und Alt, die uns zusammenbringen. Und wenn ich jetzt schon beim Wünschen bin, dann wünsche ich dem BSBH, dass es uns gelingen möge, mit neuen Ideen, vor allem auch jüngere Menschen als Mitglieder zu gewinnen. Wir können uns nicht auf dem Erreichten ausruhen und für zukünftige Herausforderungen braucht es einen starken Verein und engagierte Menschen.
Frank Schäfer
Mein Name ist Frank Schäfer, 59 Jahre jung und seit 1990 Mitglied im BSBH. Ich bin im BSBH Mitglied geworden, weil ich zum einen Kontakt, Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit „Gleichgesinnten“ haben wollte und weil mir bewusst ist, dass man gesellschaftlich-politisch nur etwas erreichen kann, wenn man sich organisiert. Wenn jeder für sich kämpft, ist die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende etwas dabei herauskommt, viel geringer.
Das Besondere am BSBH für mich ist, dass er sich spezifisch um die Belange und Bedürfnisse der gesellschaftlichen Gruppe „Blind/Sehbehindert“ kümmert, weil ich der Meinung bin, dass das andere, große Sozialverbände, wo jeder Mitglied werden kann und die sich dann theoretisch um alles kümmern müssen, dass die das gar nicht leisten können dann. Gerade, wenn es um kleinere Gruppen geht und das sind Blinde/Sehbehinderte zahlenmäßig nun mal. Da kann eigentlich ein Verband, der sich spezialisiert, viel effizienter arbeiten.
Die schönste Erinnerung ist die Entwicklung, die der BSBH in den letzten 35 Jahren genommen hat, von einem Verein, der sehr stark von gesellschaftlichen Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern, Sommerausflügen und so gelebt hat, die ich auch nach wie vor nicht in Frage stellen will – aber mittlerweile leistet der BSBH doch viel mehr, wenn man alleine an das Beratungsangebot „Blickpunkt Auge“ denkt und ich denke auf diese Entwicklung kann man stolz sein und mit Freude zurückblicken.
Der BSBH kann meines Erachtens auf vieles stolz sein, aber ich picke jetzt mal wirklich das Beratungsangebot „Blickpunkt Auge“ heraus, was ja mittlerweile nahezu hessenweit angeboten wird; auch gerade aktuell ja noch durch die rollende Beratung, die ja wirklich, wenn es sein soll, sein muss, in jede Ortschaft, in jede Gemeinde in Hessen kommen kann und das zu organisieren und auch letztendlich die Finanzierung sicher zu stellen und auch genügend Beraterinnen und Berater zu haben, die dann zur Verfügung stehen, ich denke, das ist schon eine herausragende Leistung gewesen – von vielen anderen auch.
Ja, ich denke es gibt viele Erfolge, weshalb man dem BSBH jetzt zum Jubiläum gratulieren kann. Wir haben nach wie vor in Hessen ein sehr leistungsintensives Landesblindengeldgesetz, wir haben die akustischen Durchsagen in Bussen und Bahnen, wir haben verstärkt die Bodenindikatoren zum Orientieren, wir haben verstärkt die vibrierenden und piepsenden Ampeln, wir haben die Begleitung am Flughafen, wir haben die Begleitung an den großen Bahnhöfen, wir haben die finanziellen Nachteilsausgleiche wie Steuerfreibetrag, wir müssen uns keinen Kopf machen, wie wir im öffentlichen Nahverkehr an eine Fahrkarte kommen und müssen dafür auch nichts bezahlen und diese Aufstellung hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit und das ist alles nicht vom Himmel gefallen, das haben wir alles nur, weil es Verbände wie den BSBH und den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband gibt und darauf kann man wirklich mit Stolz zurückblicken und ich hoffe, dass der BSBH zukünftig genügend Leute aus den Reihen Blind/Sehbehindert finden wird, die dafür sorgen, dass diese politische Arbeit und natürlich auch die Dienstleistungsarbeit wie „Blickpunkt Auge“ das Beratungsangebot, dass das fortgesetzt werden kann; also hier genügend Leute bereit sind, sich dann auch ehrenamtlich zu engagieren und nicht nur für sich, sondern ganz einfach auch für die Gruppe der Blinden und Sehbehinderten zu arbeiten.
Ausstellung
Die Ausstellung zieht sich, wie ein Zeitstrahl, an der Wand des Veranstaltungssaals entlang. Auf den unterfahrbaren Ausstellungstischen liegen, passend zu den historischen Ereignissen, Objekte, die man mit allen Sinne erleben kann. Sie sind in Brailleschrift durchnummeriert, datiert und betitelt. Ein bunter Zeitstrahl verbindet die Objekte, lila Abschnitte stehen für die Meilensteine des BSBH, grüne Abschnitte für politische Wendepunkte, gelbe für kulturgeschichtliche Entwicklungen und blaue Abschnitte für Ereignisse der Blindenkultur. An der Rückwand hängen Plakate, hier sind die historischen Ereignisse nach dem selben Farbschema datiert und beschrieben. Die Ausstellung beginnt rechts bei 1925 und verläuft nach links.
1. 1925 (Gründungsurkunde, linierte Schreibblöcke, Füllfederschreiber)
Gründungsjahr Hessen-Nassauisch-Waldeckschen Blindenbund (heute BSBH) Aus der Satzung, 19. April 1925: „§1. Das Wirkungsgebiet […] erstreckt sich über ganz Hessen-Nassau und Waldeck, hat seinen Sitz in Frankfurt a/M. Und ist beim dortigen Amtsgericht eingetragen. Er ist Bezirksorganisation des Reichsdeutschen Blindenverbandes e. V. §2. Zweck und Ziele: Der Bund vertritt und fördert die wirtschaftlichen, geistigen und sozialen Interessen seiner Mitglieder. Er enthält sich jeder Beeinflussung konfessioneller und parteipolitischer Art.“ 7 Unterschriften beschließen 7 Paragrafen auf 4 Seiten der Abschrift des Frankfurter Amtsgerichts. Setze symbolisch Deine Unterschrift mit Tinte auf Papier und werde Teil von 100 Jahre BSBH! (Kategorie: Meilensteine des BSBH – lila)
2. 1926 (Gelbe Armbinde mit 3 schwarzen Punkten)
Gelbe Armbinde Straßenverkehr
Blinde und Sehbehinderte tragen heute oft gelbe Armbinden mit drei schwarzen Punkten im Straßenverkehr. Nach Ende des 1. Weltkriegs wurden sie eingeführt, um zunächst Hörbehinderte unterwegs zu schützen. 1926 wurden sie für alle körperlichen Behinderungen gültig. Der Farb-Kontrast ist für Sehende aus der Ferne gut erkennbar. Die schwarzen Punkte haben nichts mit der Brailleschrift zu tun. Sie wurden von einem alten Verkehrszeichen abgeleitet. Das Tragen der Binde ist ein Kann, kein Muss. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
3. 1927 (Sprühdose)
Sprühdose
Der norwegische Ingenieur Erik Andreas Rotheim (1898–1938) erhielt das Patent für ein Verfahren zum Versprühen von Flüssigkeiten. Ursprünglich wollte er das Wachsen seiner Skier erleichtern. Daraus wurde im Laufe von acht Jahrzehnten die Sprühdose, die wir täglich nutzen. Reinigungsmittel, Kosmetik, Lacke – die Anwendung ist vielfältig. In diesem Zerstäuber ist nur Wasser. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
4. 1928 (Penicillin Glasflasche)
Penicillin
Der schottische Bakteriologe Alexander Fleming (1881–1955) bemerkte nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub, dass ein Schimmelpilz in einer seiner Petrischalen das Wachstum von Bakterien hemmte. Diese zufällige Beobachtung führte zur Entwicklung des ersten Antibiotikums, das Millionen von Leben rettete und die moderne Medizin revolutionierte. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
5. 1928/1932 (Rotes Flugzeug)
Atlantik-Flug einer Frau
Amelia Earhart (1897–1937) überquerte als erste Passagierin eines Nonstop-Flugs den Atlantik. Am 20. Mai 1932 fliegt sie selbst in 15 Stunden als Pilotin der Lockheed Vega 5B von Kanada nach Irland. Dieser historische Flug machte sie zur Ikone der Luftfahrt. Sie nutzte ihre Popularität für den Kampf für die Frauenrechte. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
6. 1928 (Schwarzes Wählscheibentelefon)
Tischfernsprecher W28
Der W28 von Siemens & Halske, war eines der ersten modernen Tischtelefone. Er bestand aus einem robustem Bakelit-Gehäuse mit Wählscheibe. Der Nachfolger W49 von 1949, blieb Standard bis in die 1970er. Telefoniert wird in Deutschland seit 1877 – ein Fortschritt, der unser Leben revolutionierte. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
7. 1930er (Kleines Radio)
Radiofunk
Radios gab es ab den 1920er Jahren in den USA, als die drahtlose Übertragung von Audiosignalen begann. In den 1930er Jahren wurden sie dank günstigerer Geräte und breiterer Rundfunkprogramme zum Massenprodukt. Radios boten Unterhaltung und Nachrichten – und wurden in Deutschland auch politisch genutzt. Welchen Sender hörst Du am liebsten? (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
8. 1930er Jahre (Hypoallergenes Hundefell)
Systematische Ausbildung Blindenführhunde
In den 1930er Jahren wurde die Ausbildung von Blindenführhunden zunehmend professionalisiert. Diese treuen Begleiter helfen seit 1916 blinden Menschen, ihre Mobilität und Sicherheit im Alltag zu verbessern. Ihre systematische Schulung legte den Grundstein für eine lebensverändernde Partnerschaft zwischen Mensch und Tier. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
9. 1930 (Ceasar Cypher)
Enigma
Die Verschlüsselungsmaschine Enigma baute auf früheren Methoden wie der Caesar-Verschlüsselung auf. Diese einfache Technik verschob Buchstaben um eine feste Anzahl von Stellen und legte den Grundstein für moderne Kryptografie. Die Enigma nutzte komplexe Rotoren für geheime Nachrichten. Ihre Entschlüsselung im Zweiten Weltkrieg rettete Millionen Leben und beschleunigte das Kriegsende. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
10. 1930 (Tastaturtasten)
Fernschreiber
Der Siemens & Halske Fernschreiber war ein Meilenstein der Textkommunikation. Er übertrug Nachrichten schnell und zuverlässig über Telegrafienetze. Besonders in Behörden und Unternehmen revolutionierte er den Informationsaustausch und wurde zur Grundlage moderner Datenübermittlungstechnologien. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
11. 1930 (Trillerpfeifen)
Demonstrationen Blindenrente
500 Menschen demonstrierten in Berlin für die Einführung einer Blindenrente, um die finanzielle Unterstützung Blinder zu sichern und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Dies führte zu einem gesteigerten Bewusstsein für ihre Bedürfnisse und trug langfristig zur Einführung von Sozialleistungen wie der Blindenhilfe bei. Demonstriere mit Trillerpfeifen weiter! (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
12. 1931 (Fernseher)
Elektronisches Fernsehgerät
Manfred von Ardenne (1907–1997) präsentierte 1931 auf der Berliner Funkausstellung das vollelektronische Fernsehgerät. Es kam ohne mechanische Bauteile aus und setzte auf eine Bildwiedergabe durch Elektronenstrahlen – eine technische Sensation. Während heutige Geräte flach, vernetzt und digital sind, ist dieses frühe Modell 30 Kilo schwer, analog und auf wenige Programme beschränkt. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
ENDE 1. Tafel
13. 1931 (Spiegel, Glühbirne)
Overheadprojektor
Walther Bauersfeld (1879–1959) entwickelte bei Carl Zeiss den ersten Overheadprojektor „Belsazar“. Eine Glühbirne beleuchtet von unten die Folie, über Spiegel und Linse wird das Bild vergrößert an die Wand geworfen. Das Gerät revolutionierte den Unterricht für Generationen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
14. 1932 (Waschpulver)
Vollsynthetisches Vollwaschmittel
Der Chemiker Heinrich Bertsch (1897–1981) entwickelte 1932 bei Henkel das erste vollsynthetische Vollwaschmittel: „Fewa“. Es reinigte effektiv ohne Seife – eine Innovation, die besonders bei hartem Wasser Vorteile brachte und die moderne Waschmittelchemie einleitete. Es löste klassische Seifenwaschmittel ab, die auf tierischen oder pflanzlichen Fetten basierten. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
15. 1933 („Arierparagraf” schwarzes Paragrafzeichen)
Gleichschaltung & Ausgrenzung in der Blindenhilfe
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird das Führerprinzip auch in der Blindenhilfe durchgesetzt. Der sogenannte Arierparagraf, der Menschen nicht-arischer Herkunft systematisch ausschloss, wird in die Satzungen vieler Blindenvereine aufgenommen. Jüdische Mitglieder werden verdrängt, selbst Blindenschulen verweisen blinde Jüdinnen und Juden. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
16. 1933 („Verhütung erbkranken Nachwuchs” schwarzes Paragrafzeichen)
Gesetz Verhütung erbkranken Nachwuchses
Am 14. Juli 1933 tritt das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Kraft. Es erlaubt die Zwangssterilisation von Menschen, die aus Sicht der Nationalsozialisten als „erbkrank“ gelten – darunter auch viele Blinde. Rund 400.000 Menschen werden bis 1945 zwangsweise unfruchtbar gemacht. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
17. 1935 (“Ehegesundheitsgesetz” schwarzes Paragrafzeichen)
Ehegesundheitsgesetz
Mit dem „Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes“ von 1935 verschärften die Nationalsozialisten ihre rassenideologische Politik. Heiraten war nur mit ärztlichem Nachweis „erbbiologischer Gesundheit“ erlaubt. Blinde und sehbehinderte Menschen galten oft als „ungeeignet“ – viele Eheschließungen wurden verboten. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
18. 1935 (Nylon Strumpfhose)
Nylon
Der US-amerikanische Chemiker Wallace Hume Carothers entwickelte bei DuPont die erste vollsynthetische Faser: Nylon. Sie war reißfest, elastisch, schimmelresistent – und wurde rasch zu einem weltweiten Erfolg, zunächst als Ersatz für Seide bei Damenstrümpfen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
19. 1936 (Riechdose Sonnenöl)
Sonnenöl
Der französische Chemiker Eugène Schueller (1881–1957), Gründer von L’Oréal, brachte das erste Sonnenöl „Ambre Solaire“ auf den Markt. Es bot Schutz vor Sonnenbrand und entsprach dem Zeitgeist des Sonnenbadens. Zuvor existierten Sonnenschutzmittel wie die „Delial-Salbe“, 1933. Schuellers Innovation machte Sonnenschutz erstmals massentauglich. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
20. 1936 (Riechdose Motoröl)
Dieselmotor
Auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung in Berlin wurden im Februar 1936 die ersten Serien-Pkw mit Dieselmotor vorgestellt: der Mercedes-Benz 260 D und der Hanomag Rekord. Der Dieselantrieb galt als sparsam und robust und setzte sich bald im Nutzfahrzeugbereich durch. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
21. 1937 (Schraube)
Industrie Arbeit
Ab 1937 bot die Industrie verstärkt Arbeitsmöglichkeiten für blinde Menschen an – vor allem in der Bürsten- und Korbflechterei, Verpackung oder Montage einfacher Teile. Der Staat förderte diese Beschäftigung im Sinne „nützlicher“ Eingliederung. Die Bezahlung war meist niedrig, soziale Absicherung kaum vorhanden. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
22. 1938 (Sonderschulpflicht Paragrafzeichen)
Sonderschulpflicht
Im Deutschen Reich wird die Schulpflicht für Kinder mit sogenannten „körperlichen oder geistigen Gebrechen“ eingeführt: In Form der Aussonderung in Sonderschulen. Inklusion war kein Ziel. Erst mit der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 beginnt ein Umdenken hin zum gemeinsamen Lernen. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
23. 1938 (Moleküle Modell)
Kernspaltung & Atomzeitalter
1938 wird entdeckt, dass sich schwere Atomkerne wie Uran spalten lassen. Dabei entstehen leichtere Kerne und enorme Energiemengen. Dieser Vorgang – Kernspaltung – markiert den Beginn des Atomzeitalters. Ein Molekülmodell veranschaulicht diesen unsichtbaren Prozess. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
24. 1939 (Riechdose verbranntes Papier)
Beginn Zweiter Weltkrieg
Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Für blinde Menschen bedeutete er: Isolation, Armut, Angst vor Bombenangriffen. Eine Riechdose mit verbranntem Papier erinnert an die Luftangriffe – Geruch als Warnsignal statt einer Sirene. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
25. 1940 (Fanta)
Fanta
Fanta wurde 1940 in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs erfunden, als Coca-Cola-Zutaten knapp waren. Um weiterhin ein Getränk anbieten zu können, nutzte man verfügbare Zutaten wie Molke und Apfelreste. So entstand der fruchtige Geschmack, den viele heute lieben. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
26. 1944 (Umzugskarton)
Anpassung NS-Strukturen
1941 wird der „Blindenverein für Hessen und Hessen-Nassau“ in „Blindenbund im Gau Hessen-Nassau“ umbenannt – eine Anpassung an die nationalsozialistische Verwaltungssprache. Gleichzeitig wird der Sitz des Vereins von Darmstadt nach Frankfurt am Main verlegt. Selbsthilfe wird gleichgeschaltet. (Kategorie: Meilensteine des BSBH – lila)
27. 1945 (Riechdose Olivenöl)
Kriegsende
Am 8. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Der Zusammenbruch des NS-Regimes hinterlässt ein zerstörtes Land und tiefes Leid – auch für blinde Menschen, die stark entrechtet oder ausgegrenzt wurden. Eine Riechdose mit Olivenöl verweist auf den Olivenzweig: ein uraltes Zeichen für Frieden und Neubeginn. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
28. 1945/1951 (Atomkraftwerk Modell)
Zerstörungs- & Energiequelle
1945 wird Kernenergie von den USA erstmals militärisch eingesetzt – in Hiroshima und Nagasaki – mit hunderttausenden zivilen Opfern. 1951 folgt der erste Strom aus einem Reaktor. Ein Tastmodell macht die Optik eines Atomkraftwerks fühlbar. Jahrzehntelang prägten sie das Landschaftsbild weltweit. Heute ist ihr Rückbau politisch umstritten. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
29. 1945 (Pippi Langstrumpf Buch)
Pippi Langstrumpf
Die schwedische Autorin Astrid Lindgren (1907–2002) veröffentlichte 1945 „Pippi Langstrumpf“. Das starke, eigenwillige Mädchen lebt allein in der Villa Kunterbunt – mutig, fantasievoll und unabhängig. 1949 erschien die deutsche Übersetzung, 1985 folgte die erste Braille-Ausgabe. Seitdem können auch blinde Kinder Pippis Welt mit den Fingern entdecken. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
30. 1946 (Kabel)
Elektronische Universalrechner ENIAC
1946 wird der ENIAC (Electronic Numerical Integrator and Computer) in den USA vorgestellt – ein 30 Tonnen schwerer Rechner, der tausende Rechenoperationen pro Sekunde ausführen kann, mit 18.000 Röhren und kilometerlangen Kabeln. Er gilt als Geburtsstunde des modernen Computers. Heute passt seine Leistung in jede Hosentasche. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
ENDE Tafel 2
31. 1947 (Hessenkarte)
Neuanfang Blinden-Selbsthilfe Hessen
Nach dem Ende des NS-Regimes gründen sich die ersten Blindenvereine neu. Am 27. September 1947 entsteht der „Blindenbund Hessen e. V.“ als Zusammenschluss von 7 unabhängigen Vereinen – mit Kurt Heister als erstem Landesvorsitzenden. Bald folgen Bezirksgruppen wie Fulda (Osthessen) und Lahn-Dill. Die Gruppe Kassel und Umgebung teilt sich später in Fulda, Kassel und Marburg auf – so entstehen die heute 10 Bezirksgruppen. Die erste Eintragung ins Vereinsregister markiert den offiziellen Neubeginn gelebter Selbsthilfe nach Jahren der Ausgrenzung. (Kategorie: Meilensteine des BSBH – lila)
32. 1948 (Eicheln)
Gründung Bezirksgruppe Offenbach
Die „Blindenvereinigung Offenbach und Umgebung e. V.“, 1931 gegründet, entschied sich 1947 bewusst für juristische Eigenständigkeit und gegen den Beitritt zum Blindenbund Hessen. Heute ist sie eine von 10 Bezirksgruppen im Blinden- und Sehbehindertenbund Hessen. (Kategorie: Meilensteine des BSBH – lila)
33. 1949 (Blindenpflegegesetz Paragrafzeichen)
Blindenpflegegesetz Bayern
1949 verabschiedet der Bayerische Landtag als erstes Bundesland ein Blindenpflegegesetz. Es sichert blinden Menschen erstmals einen gesetzlichen Anspruch auf finanzielle Unterstützung zur Deckung blindheitsbedingter Mehrkosten. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
34. 1949 (Meinungsfreiheit Paragrafzeichen)
Grundgesetz Meinungsfreiheit
Mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 wird die Meinungsfreiheit in Artikel 5 verankert: Jeder darf seine Meinung frei äußern – in Wort, Schrift und Bild. Nach Jahren der Gleichschaltung und Verfolgung im Nationalsozialismus wird dieses Grundrecht zur Basis einer demokratischen Gesellschaft. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
35. 1949 (Dachziegel)
Deutscher Blindenverband
Blindenorganisationen aus mehreren Bundesländern gründen den Deutschen Blindenverband (DBV). Als gemeinsamer Dachverband koordiniert er Anliegen blinder Menschen in Sozialpolitik, Bildung und Beruf. Ein Dachziegel steht hier symbolisch für den Zusammenschluss unter einem gemeinsamen Dach. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
36. 1949 (Bundesadler Stoffaufnäher)
Frauen im Bundestag
Bei der ersten Bundestagswahl ziehen 28 Frauen ins Parlament ein – ein Anteil von 6,8 %. Nach Jahrhunderten politischen Ausschlusses ist das ein sichtbarer Durchbruch. Im internationalen Vergleich lag Deutschland im Mittelfeld, Skandinavien voraus, viele andere Länder weit zurück. Heute liegt der Anteil bei 32,4 %. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
37. 1950 (Tampons)
Tampons
Industriell hergestellte Tampons kommen in Deutschland auf den Markt. Sie bieten vielen menstruierenden Personen erstmals Bewegungsfreiheit ohne äußere Sichtbarkeit. Die neue Hygieneform bleibt lange ein Tabuthema und markiert einen Schritt in Richtung körperlicher Selbstbestimmung. Sie konnten nur in Apotheken gekauft werden. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
38. 1950 (Lederportemonaie)
Hessen Blindengeld
1951 führt Hessen als eines der ersten Bundesländer Blindengeld ein. Es unterstützt blinde Menschen pauschal bei den alltäglichen Mehrkosten, die durch ihre Behinderung entstehen. Das Gesetz erkennt an: Teilhabe braucht nicht nur Rechte, sondern auch materielle Absicherung. Bis heute wird in Hessen Blindengeld gezahlt. (Kategorie: Meilensteine des BSBH – lila)
39. 1953 (Schwerbeschädigtengesetz Paragrafzeichen)
Gleichstellung Zivil- & Kriegsblinde
Mit dem Schwerbeschädigtengesetz von 1953 werden zivil erblindete Menschen den Kriegsblinden im Arbeits- und Sozialrecht gleichgestellt. Sie erhalten vergleichbare Leistungen wie Renten, Berufsförderung und Mobilitätshilfen und müssen bei Pflichtarbeitsplätzen berücksichtigt werden. Später wird das Gesetz ins Sozialgesetzbuch (SGB IX) integriert. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
40. 1953 (Kronleuchter Kristalle, Lippenstift)
„Blondinen bevorzugt“
Mit „Gentlemen Prefer Blondes“ kommt 1953 eine der bekanntesten Filmkomödien der 1950er Jahre ins Kino. Marilyn Monroe (1926–1962) wird darin zur weltweiten Stilikone – besonders mit ihrem Auftritt als Lorelei Lee im Song Diamonds Are a Girl’s Best Friend. Der Film spielt ironisch mit Geschlechterrollen, Schönheit und Geld. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
41. 1954 (Lederfußall, Rasen)
„Wunder von Bern“
Am 4. Juli 1954 gewinnt die deutsche Nationalmannschaft das WM-Finale in Bern gegen Ungarn. Millionen jubeln – nach Jahren des Mangels ein kollektives Aufatmen. Erst im Rückblick wird der Sieg zur „Geburtsstunde der Bundesrepublik“ stilisiert. Der Begriff „Wunder von Bern“ entsteht später, geprägt von Medien und Politik. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
42. 1954 (OP Puppe)
Nierentransplantation
Am 23. Dezember 1954 gelingt in Boston die erste erfolgreiche Nierentransplantation der Welt. Einem Mann wird eine Niere seines eineiigen Zwillings übertragen – das Risiko der Abstoßung bleibt aus. Versuche an der Puppe, die Nieren zu bestimmen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
43. 1954 (Kaffeefilter, Riechdose Kaffee)
Filterkaffeemaschine Wigomat
1954 wird mit dem Wigomat die erste elektrische Filterkaffeemaschine patentiert. Sie stammt vom deutschen Erfinder Gottlob Widmann (1852–1931) und besteht aus Glaswasserbehälter, Heizelement und Glaskanne. Der Kaffee tropft direkt in die Kanne – der Vorläufer heutiger Kaffeemaschinen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
44. 1954 (Miniaturbücher, Tonbandspule)
Blindenhörbücherei Marburg
An der bereits 1916 gegründeten Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg wird die erste Deutsche Blindenhörbücherei gegründet. 1955 verlassen die ersten Tonbandspulen mit Hörbüchern die Bibliothek. Es folgen Gründungen in Münster und Leipzig. Eine zentrale Einrichtung gibt es nicht. Bildung und Kultur sind in der Bundesrepublik Ländersache. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
45. 1955 (Klingel)
Mikrowelle
Die ersten Mikrowellenherde für Privathaushalte kommen in den USA auf den Markt. Sie erwärmen Speisen mit elektromagnetischen Wellen – eine Technik aus dem Militärbereich. In Deutschland setzen sie sich erst in den 1970er Jahren durch. Imitiere hier den typischen „Ping“, den alle mit der Mikrowelle verbinden, durch eine Standklingel. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
ENDE Tafel 3
46. 1957 (Rentenreformgesetz Paragrafzeichen)
Rentenreform
Mit der Rentenreform wird festgelegt, dass auch blinde Arbeitnehmer*innen einen versicherungsrechtlichen Rentenanspruch erwerben können. In der Praxis fallen die Renten jedoch, wegen schlechter Bezahlung und unterbrochener Erwerbsbiografien, oft niedriger aus. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
47. 1957 (Leuchtsterne)
Sputnik & Weltraumzeitalter
Am 4. Oktober 1957 schickt die Sowjetunion mit Sputnik 1 den ersten künstlichen Satelliten ins All. Das kugelförmige Gerät sendet Funksignale zur Erde und löst weltweites Staunen aus. Kinder holen sich die Sterne gern ins Zimmer – mit leuchtenden Klebepunkten an der Decke. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
48. 1957 (Gleichberechtigungsgesetz Paragrafzeichen)
Gleichberechtigungsgesetz
Das Gleichberechtigungsgesetz tritt in Kraft. Es hebt das Recht des Ehemanns, die Berufstätigkeit seiner Frau zu verbieten, formal auf. Doch arbeiten dürfen Frauen nur, wenn es mit ihren „Pflichten in Ehe und Familie“ vereinbar ist. Erst 1977 wird dieses Abhängigkeitsverhältnis gesetzlich beendet. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
49. 1958 (Ramen Nudeln, Dosenravioli)
Instant Ramen & Dose Ravioli
1958 bringt der Japaner Momofuku Andō (1910–2007) mit „Chikin Ramen“ die ersten Instant-Nudeln auf den Markt – heißes Wasser genügt. Im selben Jahr erscheint in Deutschland das erste Fertiggericht: Maggis Ravioli in Tomatensauce aus der Dose. Beide Produkte treffen den Zeitgeist – praktisch, schnell, haltbar. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
50. 1959 (Weißer Langstock)
Weißer Langstock
Der weiße Langstock wird in Deutschland als Verkehrshilfe für Blinde eingeführt. Er dient der Orientierung und signalisiert Schutzbedarf. Der britische Fotograf James Biggs, der 1921 vollständig erblindete, strich seinen Gehstock weiß, um besser gesehen zu werden. In Frankreich wurde der Langstock schon 1931 gesetzlich anerkannt. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
51. 1960er (Kassetten)
Magnetbandtechnik
Sie revolutioniert die Tonaufzeichnung. Tonbandspulen ermöglichen erstmals schnittfähige, speicherbare Klangaufnahmen – vor allem im Rundfunk und Studio. Später wird das Prinzip alltagstauglich: als Kassette und schließlich CD. Erinnerst du dich an „Bandsalat“ oder Kassetten von deiner ersten Liebe? (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
52. 1961 (Schulpflicht für blinde Kinder Paragrafzeichen)
Schulpflicht für blinde Kinder
Seit dem 19. Jahrhundert gab es Blindenschulen, etwa in Berlin (1806) oder Marburg (1860). Der Zugang war nicht gesetzlich geregelt: Viele Kinder – besonders mit mehrfacher Behinderung, auf dem Land oder aus ärmeren Familien – wurden gar nicht beschult. In Hessen änderte dies die Schulpflicht für blinde Kinder. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
53. 1961 (Bundessozialhilfegesetz Paragrafzeichen)
Bundessozialhilfegesetz
Mit dem Bundessozialhilfegesetz von 1961 wird erstmals staatliche Hilfe bei Armut gesetzlich geregelt – auch für blinde Menschen. Hilfsmittel, Lebensunterhalt oder Assistenz konnten übernommen werden. Nur, wer kaum Einkommen oder Vermögen hatte, erhielt Unterstützung. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
54. 1962 (Vinyl Platte „Please Please Me” der Beatles)
Die Beatles
Mit „Love Me Do“ beginnt die Karriere der Beatles. Sie schreiben ihre Songs selbst, kombinieren Rock, Pop und Experiment – und prägen eine weltweite Jugendkultur. Ihr Sound, Stil und Selbstbewusstsein machten sie zum Symbol einer neuen Generation. Hattest du oder deine Eltern diese Schallplatte? (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
55. 1963 (Barshaker, Fliege, Haarpomade)
James Bond 007
Am 25. Januar 1963 startet mit „James Bond – 007 jagt Dr. No“ der erste Bond-Film in den westdeutschen Kinos. Die britische Agentenfigur wird zum popkulturellen Phänomen – mit Stil, Technik und Titelmusik. Cocktail-Shaker, Fliege und Pomade verweisen auf den ikonischen Auftritt. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
56. 1963 (Trauerkerze)
Generationswechsel Blindenbund
Kurt Heister, 1. Vorsitzender des BBH seit 1947, verstirbt. Er prägte den Wiederaufbau der Selbsthilfe nach dem Krieg entscheidend. Sein Nachfolger wird Dr. Wilhelm Starkemann. Der Generationswechsel markiert einen Neubeginn in der Verbandsarbeit. Eine Friedhofskerze gedenkt Heisters Engagement an dieser Stelle. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
57. 1966/68 (Megafon)
Vietnamproteste & 68er
Ab 1966 formieren sich in Westdeutschland erste Proteste gegen den Vietnamkrieg. Mit dem Vietnamkongress 1968 in Berlin wächst daraus eine breite studentische Bewegung. Die 68er stellen Autoritäten infrage – in Politik, Bildung, Gesellschaft. Der Protest wird zur Bewegung. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
58. 1968 (Stilleinlagen)
Mutterschutzgesetz
§ 1 MuSchG schützt werdende Mütter vor Kündigung, regelt Arbeitszeiten und sichert finanzielle Leistungen vor und nach der Geburt. Der Paragraf markiert einen staatlich verankerten Schritt zur Absicherung von Mutterschaft im Arbeitsleben. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
59. 1969 (Absolventenhut)
Blinde Programmierer
In Leipzig legen Blinde erstmals in Europa eine Abschlussprüfung als Programmierer ab. Möglich wird dies durch tastbare Lochstreifen, akustische Ausgaben und individuelle Förderung. Der Abschluss gilt als Meilenstein für berufliche Teilhabe in der digitalen Arbeitswelt. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
60. 1969 (Lochstreifen)
ARPANET
Vorläufer des Internets und erstes funktionsfähiges Computernetzwerk: Entwickelt im Kalten Krieg, verband es US-Universitäten und Militärstandorte, um Rechenleistung zu teilen. Die Papierrollen imitieren einen Lochstreifen zur Datenspeicherung und Übertragung – mit codierten Mustern, die Maschinen lesen konnten. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
ENDE Tafel 4
61. 1969/70 (Prideflaggen)
Stonewall & CSD
1969 wehren sich queere Menschen in New York Stonewall Inn gegen Polizeigewalt. 1970 erinnert der erste Christopher Street Day an den blutigen Aufstand. Benannt nach der Straße des Geschehens, wird der Protest eine weltweite LGBTQIA+-Bewegung, deren Kampf um Gleichberechtigung, Anti-Diskriminierung und Schutz weiterhin aktuell sind. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
62. 1969 (Kalendertag 15. Oktober)
Aktionstag Weißer Stock
Die Vereinten Nationen rufen den 15. Oktober als Internationalen Tag des weißen Stockes aus. Der Aktionstag macht weltweit auf die Situation blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam – und auf den weißen Langstock als Symbol für Mobilität, Selbstständigkeit und Rechte. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
63. 1969 (Brille)
Anerkennung Sehschwache DDR
Der Allgemeine Deutsche Blindenverband (ADBV) der DDR, gegründet 1950, erkennt 1969 die Mitgliedschaft sehschwacher Menschen an. Bis dahin galt: Nur wer vollständig erblindet war, zählte. Die Unterscheidung war medizinisch und politisch umstritten – auch, weil Teilhabe finanzielle Mittel beanspruchte. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
64. 1969 (Arbeitsförderungsgesetz Paragrafzeichen)
Arbeitsförderungsgesetz
Der Allgemeine Deutsche Blindenverband (ADBV) der DDR, gegründet 1950, erkennt 1969 die Mitgliedschaft sehschwacher Menschen an. Bis dahin galt: Nur wer vollständig erblindet war, zählte. Die Unterscheidung war medizinisch und politisch umstritten – auch, weil Teilhabe finanzielle Mittel beanspruchte. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
65. 1969 (Mond)
Apollo 11
Am 21. Juli 1969 betritt Neil Armstrong (1930–2012) als erster Mensch den Mond. Der Boden ist grau, staubig und weich. Die Mission gilt als Höhepunkt im Kalten Krieg – technologisch wie ideologisch. Der Mondflug inspiriert Mode, Popkultur und Zukunftsdenken. Ein Satz wird Geschichte: „Ein großer Sprung für die Menschheit.“ (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
66. 1970er (Solarpanel)
Erneuerbare Energien & Klimabewusstsein
Die Erforschung alternativer Energiequellen wie Sonne und Wind beginnt. Auslöser sind Ölkrisen und Umweltdebatten. 1979 findet die 1. Weltklimakonferenz in Genf statt, der Startschuss für ein globales Bewusstsein für Klimaschutz und Energiewandel. Klimaschutz beginnt im Kleinen und geht uns alle an, etwa mit einem Solarpanel im Blumentopf. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
67. 1970 (Braille Alphabet, ABC Steckpuzzle)
Optacon
Optacon wandelt Druck- und Handschrift in vibrierende Tastmuster, die direkt gelesen werden können – ohne Braille. Statt Punkte zu ertasten, wird die Buchstabenform spürbar. Das Gerät eröffnete neue Wege zu selbstständigem Lesen, forderte aber hohen Lernaufwand. Versuche du es und vergleiche tastend das Braille Alphabet mit Buchstaben. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
68. 1971 (Platine)
Mikroprozessor
Intel schafft mit dem Modell 4004 den ersten Mikroprozessor. Als winziger Chip sitzt er auf einer Platine und übernimmt Rechenaufgaben, für die früher ganze Schaltungen nötig waren. Die ausgestellte Platine zeigt den Beginn der digitalen Miniaturisierung. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
69. 1971 (Lupe)
Bildschirmlesegerät
Bernd Reinecker entwickelt das erste Bildschirmlesegerät Europas – ursprünglich für medizinische Lehrfilme. Aus Kamera, Monitor und verstellbarem Gestell entsteht ein Gerät zur Textvergrößerung für Sehgeschädigte. Was früher mit Linsen geschah, übernahm nun ein Bildschirm – und erleichterte Lesen für sehbehinderte Menschen im Alltag. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
70. 1972 (Riechdose Marmorkuchen)
Backmischung
Dr. Oetker bringt die erste Backmischung für Marmorkuchen auf den Markt. Das Versprechen: Gelinggarantie mit wenig Aufwand. Die Mischung trifft den Zeitgeist zwischen Bequemlichkeit, Werbung und Haushaltsmodernisierung – und wird zum Klassiker in deutschen Küchen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
71. 1972 (Buch Langschrift, Buch Kurzschrift)
Reform Blindenkurzschrift
1972 wird die reformierte Blindenkurzschrift eingeführt – eine Weiterentwicklung der deutschen Brailleschrift, die 1879 eingeführt wurde. Eine Kommission unter Dr. Freundt vereinfacht das Regelwerk. Die neue Kurzschrift spart bis zu 28 % Platz, wie die hier liegenden Bücher beweisen. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
72. 1974 (Schwerbehindertengesetz Paragrafzeichen)
Schwerbehindertengesetz
Das Schwerbehindertengesetz stärkt erstmals umfassend die Rechte schwerbehinderter Menschen mit Kündigungsschutz, Förderrechten und Pflichtarbeitsplätzen. Entstanden unter dem Druck der Behindertenbewegung, löste es das Schwerbeschädigtengesetz ab. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
73. 1975 (Braillezeile)
Braillezeile
An der Universität Dortmund wird gemeinsam mit der Firma Papenmeier die erste Braillezeile entwickelt. Sie wandelt Computerausgaben in tastbare Braillepunkte um. Kleine Stifte heben sich mechanisch. Anfangs passten nur 20 bis 40 Zeichen auf eine Zeile – heute sind es bis zu 80 oder mehr. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
74. 1975 (Mini-Lautsprecher)
Mobilitätstraining
In Marburg startet die erste Ausbildung für Mobilitätstrainer*innen im Umgang mit dem weißen Langstock. Sie lernen, blinde und sehbehinderte Menschen in Orientierung und Fortbewegung zu unterrichten. Über den Minilautsprecher kannst du dir ein solches Mobilitätstraining anhören. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
75. 1976 (Sozialgesetzbuch)
Sozialgesetzbuch I
Mit dem 1. Teil des Sozialgesetzbuches (SGB I) wird die Zusammenarbeit der Rehabilitationsträger geregelt. Behinderten Menschen wird Kranken- und Rentenversicherung zugewiesen. Das SGB wurde seitdem auf zwölf Bücher erweitert und thematisch ausdifferenziert. Lese hier in das aktuelle rein! (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
76. 1977 (Chewbacca Kuscheltier)
Star Wars
Mit „Star Wars: Eine neue Hoffnung“ beginnt eine der erfolgreichsten Filmreihen. Chewbacca wird zur Kultfigur: Loyaler Gefährte von Han Solo, Wookiee vom Planeten Kashyyyk, über 2 Meter groß. Sein zotteliges Fell und seine brummende Stimme sind legendär. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
ENDE Tafel 5
77. 1975 (Sandmännchen Figur)
Sandmännchen in Farbe
Ab 1975 wird das DDR-Sandmännchen farbig ausgestrahlt. Seit 1959 bringt es Kinder mit Musik, Geschichten und Einschlafsand ins Bett. Die Figur stammt vom Puppengestalter Gerhard Behrendt (1929–2006). Die Sendung läuft bis heute – mit klassischen und neuen Folgen im alten Stil. Westdeutschlands Sandmännchen wurde 1989 eingestellt. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
78. 1978 (Richtlinien für Blindengeld Paragrafzeichen)
Richtlinien Blindengeld Hessen
1977 beschließt Hessen erstmals ein eigenes Gesetz über das Landesblindengeld für Zivilblinde. Es schafft einen rechtlich verankerten Anspruch auf pauschale Unterstützung – unabhängig vom Einkommen oder beruflicher Situation. Erstmals werden auch Menschen mit wesentlicher Sehbehinderung berücksichtigt und nicht nur Vollblinde. Die Richtlinien treten am 01.01.1978 in Kraft. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
79. 1979 (Hubba Bubba)
Hubba Bubba
Der US-Kaugummi kommt nach Deutschland. Er ist weich, klebt nicht und eignet sich ideal für Blasen. Kaugummi besteht aus Zucker, Aromen und Gummibase – früher aus Chicle, heute meist synthetisch. Kauen ist jahrtausendealt, industrieller Kaugummi kam 1869. Der Geruch, das Verpackungsdesign und der Kaugummiballon werden zu Symbolen einer verspielten, konsumorientierten Jugendkultur. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
80. 1980er (Sprechende Uhr)
Sprechende Alltagshelfer
Sprechende Uhren und Taschenrechner erleichtern blinden Menschen den Alltag. Marktführer ist das deutsche Unternehmen Marshall. Die Geräte sprechen mit synthetischer Stimme – oft blechern, aber funktional. Ein erster Schritt zur technischen Alltagshilfe mit Sprache. Im DIALOGMUSEUM werden sie täglich benutzt, weil sie lichtlos funktionieren! (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
81. 1980er (Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Frankfurt Logo)
Neue Ausbildungskonzepte
Die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte entwickelt neue Konzepte zu Ausbildung und Arbeit. Zunächst konnten Kooperationspartner wie der Südwestfunk und der Hessische Rundfunk gewonnen werden. Hier setzte die Stiftung die neu geschaffenen und damals einmaligen Ausbildungsplätze zum Dokumentar und später auch zum Wissenschaftlichen- oder Mediendokumentar um. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
82. 1981 (Führhundegeschirr)
Blindenführhund als Hilfsmittel
Blindenführhunde werden bundesweit als offizielles Hilfsmittel im öffentlichen Raum anerkannt. Damit sind auch gesetzliche Grundlagen für Kostenerstattung und Zugang geschaffen. Das Führgeschirr überträgt Bewegungen direkt auf die Hand – und signalisiert „im Dienst“. Die Hunde verbessern Mobilität, Orientierung und Unabhängigkeit. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
83. 1983 (Antennen)
Erstes Mobiltelefon
Mit dem Motorola DynaTAC beginnt die Ära des mobilen Telefonierens. Fast ein Kilo schwer, 30 Minuten Akkulaufzeit – ein Statussymbol für wenige. Die ausziehbare Antenne verbessert den Empfang im analogen Netz. Sie steht für den Beginn mobiler Kommunikation, die später auch Barrierefreiheit ermöglicht – durch Sprachausgabe oder Bildschirmvergrößerung. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
84. 1984 (Netzwerk)
Gründung Weltblindenunion
Die World Blind Union (WBU) wird gegründet, um die Rechte blinder und sehbehinderter Menschen weltweit zu vertreten. Sie stärkt Bildung, Teilhabe und barrierefreie Entwicklung – mit Mitgliedsorganisationen aus über 190 Ländern. Die WBU vernetzt und vertritt die weltweite Selbsthilfe blinder Menschen auf internationaler Ebene. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
85. 1985 (Hai)
JAWS Screenreader
Screenreader wie JAWS („Job Access With Speech“) ermöglichen blinden Menschen erstmals den Zugang zu Computern per Sprachausgabe. Der erste Screenreader wurde 1984 von IBM entwickelt. JAWS folgte 1989 für PCs. Die Haiflosse im Logo inspirierte das Objekt: ein Spielzeughai. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
86. 1985 (BBH Buchstaben)
Namensfrage im Blindenbund
Auf der Landeshauptversammlung wird eine neue Satzung beschlossen: Auch sehbehinderte Menschen sollen namentlich berücksichtigt werden. Der Namenszusatz „für Blinde und wesentlich Sehbehinderte“ soll dokumentieren, wer Mitglied werden kann. Ziel war bessere Öffentlichkeitsarbeit – das Amtsgericht lehnt die Änderung jedoch ab. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
87. 1989 (Mauerstein)
Mauerfall
Am 9. November fällt die Berliner Mauer. Die innerdeutsche Grenze öffnet sich – nach Jahrzehnten der Teilung. Auch Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe wächst wieder zusammen. Erstmals finden bundesweite Treffen ohne staatliche Kontrolle statt. Die gezeigten Mauerstücke lassen die Bruchkante der Geschichte ertasten. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
88. 1989 (Herkules Statue)
75 Jahre Bezirksgruppe Kassel
In seiner Festrede zum 75-jährigen Bestehen erinnert der Vorsitzende Helmut Kahler an die Anfänge der Selbsthilfe in Nordhessen und die Bedeutung der Gemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen. Das Jubiläum markiert Kontinuität trotz politischer Umbrüche. Der griechische Held Herkules ist das Sinnbild Kassels und thront im Bergpark über der Stadt. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
89. 1989 (Samt)
Die Glücksjäger
In den USA wird der Kinofilm „Die Glücksjäger (See No Evil, Hear No Evil)“erstmals mit einer Audiodeskriptionsspur veröffentlicht. Bildinhalte werden über eine zweite Tonspur beschrieben. Das Verfahren wurde in den 1980er Jahren vom US-Medienpädagogen Gregory Frazier (1938–1996) für Theater und Film entwickelt. Barrierefreies Kinoerlebnis wird hier durch weichen Samt simuliert. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
90. 1990er (DAISY CD)
DAISY
Das DAISY-Format („Digital Accessible Information System“) wird als internationaler Standard für barrierefreie Hörbücher entwickelt. Es erlaubt Navigation nach Kapiteln, Seiten oder Absätzen – wie ein digitales Buch für blinde und sehbehinderte Menschen. Entwickelt wurde es vom DAISY-Konsortium unter Leitung der schwedischen Hörbücherei. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
91. 1990 (Spülmaschinen Tabs)
Spülmaschinentabs Die ersten Spülmaschinentabs kommen auf den Markt – als kompakte Alternative zu Pulver oder Gel. Hersteller wie Calgonit setzen auf Kombi-Wirkung: Reiniger, Klarspüler und Salz in einem. Die Tabs stehen für Haushaltsoptimierung und das Versprechen von Einfachheit. Heute wird vermehrt auf ökologische Abbaubarkeit gesetzt. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
92. 1990 (Aktionsfeld! Gib jemandem die Hand)
Wiedervereinigung
Am 3. Oktober wird Deutschland wiedervereinigt. Zwei Gesellschaftssysteme wachsen politisch, wirtschaftlich und kulturell zusammen – mit Spannungen, Aufbrüchen und neuen Chancen. Die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe wird bundesweit vernetzt. Mach symbolisch einen Handschlag – als Zeichen für Verständigung. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
93. 1990 (Computermaus)
World Wide Web
An der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) entwickelt Tim Berners-Lee (*1955) das World Wide Web: Ein System aus URLs, Hyperlinks und Browsern. Es macht das Internet erstmals grafisch nutzbar und massentauglich. Der erste Webserver geht 1990 online. Die erste Website erklärt, wie das WWW funktioniert. Damit beginnt der weltweite Zugang zu verlinkten Informationen im Internet. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
94. 1992 (Aktionsfeld! Schreib eine SMS mit den Worten „Merry Christmas“!)
Erste SMS
Der britische Ingenieur Neil Papworth (*1969) von der Firma Vodafone verschickt am 3. Dezember die erste SMS der Welt: „Merry Christmas“, am Computer eingegeben und auf ein Mobiltelefon übertragen. Die Kurznachricht wird zur Kommunikationsform einer ganzen Generation. Schreib selbst eine SMS mit diesem Text an eine Person deiner Wahl! (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
Ende Tafel 6
95. 1993 (Riechdose Popcorn)
TV-Hörfilm-Premiere
Der Spielfilm „Eine unheilige Liebe“ wird mit Audiodeskription im ZDF ausgestrahlt – erstmals im deutschen Fernsehen. Bildbeschreibungen ermöglichen blinden und sehbehinderten Menschen eigenständiges Filmschauen. Barrierefreie Filmkultur wird fortan ausgebaut. Die Finanzierung ist aufwendig und regelmäßig Gegenstand politischer Debatten. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
96. 1994 (Artikel 3 des Grundgesetzes Paragrafzeichen)
Erweiterung Grundgesetz
Artikel 3 Absatz 3 wird ergänzt: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Vorangegangen war jahrelanger Protest – denn die Rechte von Menschen mit Behinderung waren im Grundgesetz nicht ausdrücklich geschützt. Der neue Satz setzt ein Zeichen gegen strukturelle Ausgrenzung und verpflichtet Staat und Gesetzgeber. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
97. 1995 (MP3-Player)
MP3
Am Fraunhofer-Institut in Erlangen entsteht das MP3-Format. Es komprimiert Audiodateien, ohne das menschliche Hörvermögen wesentlich zu stören – durch sogenannte psychoakustische Modelle. Musik wird nun speicherbar, versendbar, kopierbar. Eine technische Innovation mit globaler Wirkung auf Konsum und Urheberrecht. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
98. 1996 (Schaffell)
„Dolly“
In Schottland gelingt erstmals das Klonen eines Säugetiers: das Schaf Dolly. Es stammt vollständig aus einer adulten Zelllinie, nicht aus Ei- oder Samenzellen. Der Vorgang basiert auf Zellkerntransfer – und löst weltweit ethische und rechtliche Debatten über Reproduktionsmedizin aus. Quasi flauschiges Schaffell aus dem Labor! (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
99. 1997 (Fritz!Box SL WLAN)
WLAN für alle
Die ersten WLAN-Router kommen auf den Markt. Sie senden digitale Daten über Funk, basierend auf dem Standard IEEE 802.11. Der Zugang zu Computern wird dadurch kabellos – und verändert Arbeit, Wohnen und Kommunikation. Anfangs mit 2 Mbit/s, später deutlich schneller. Das Passwort ist da, wo früher das Kabel lag. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
100. 1997 (Holzkuchen)
50 Jahre Blindenbund Hessen
Der Blindenbund Hessen feiert sein 50-jähriges Bestehen. Aus ursprünglich sieben Gründungsvereinen ist ein landesweiter Verband mit zehn Bezirksgruppen geworden. Die Festveranstaltung erinnert an Aufbruch, Vernetzung und Selbstbestimmung – mit Reden, Musik und der Vorstellung historischer Dokumente. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
101. 1998 (Portemonnaie mit Loch)
Sehbehindertengeld gekürzt
In Hessen wird das Sehbehindertengeld stark gekürzt. Die pauschale Leistung für Menschen mit hochgradiger Sehbehinderung sinkt um mehr als die Hälfte. Protest kommt von Betroffenen und dem Blindenbund. Das Gesetz wird trotz Widerstand verabschiedet, mit Verweis auf Haushaltszwänge und Sozialausgleich. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
102. 1998 (Berliner Bären Statue)
DBSV – neuer Name, neuer Ort
Der Deutsche Blindenverband benennt sich um in „Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband“ (DBSV). Damit wird die Gleichstellung sehbehinderter Menschen auch im Namen verankert. Gleichzeitig zieht der Verband näher an politische Entscheidungszentren und mediale Aufmerksamkeit von Bonn nach Berlin. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
103. 1998 (Spardose)
Blinden- und Sehbehindertenstiftung Hessen
Der BSBH gründet seine eigene Stiftung. Sie sichert langfristig finanzielle Absicherung und kann Spenden anerkennen. Die Stiftung fördert bis heute Projekte, Bildungsangebote und Einzelfallhilfen. Ziel war es, jenseits kurzfristiger Mittelvergabe durch Dritte unabhängig agieren zu können. Diese Entscheidung durch Vorsitz und Vorstand ist ein nachhaltiger Meilenstein der Vereinsgeschichte. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
104. 1999 (Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) Paragrafzeichen)
WCAG – Richtlinien barrierefreies Web
Das World Wide Web Consortium veröffentlicht die ersten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Sie legen international Standards für barrierefreie Websites fest und setzen den Fokus auf Lesbarkeit, Tastaturbedienung, Kontraste und Alternativtexte. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
105. 2000 (Neujahrs Fotoschilder)
Jahrtausendwende
Um Mitternacht springt das Datum auf 2000 – weltweit wird das neue Jahrtausend gefeiert. Sorgen vor einem globalen Computerfehler oder dem Weltuntergang bleiben unbegründet. Für viele markiert das Datum einen Übergang in das digitale Zeitalter: mit neuen Technologien, Netzwerken und neuen Herausforderungen für Teilhabe. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
106. 2000 (Wikingerhelm)
Bluetooth
Bluetooth wird als Industriestandard veröffentlicht. Datenübertragung erfolgt über kurze Funkstrecken – zuverlässig und kabellos. Der Name stammt vom Wikinger König Harald Blauzahn (10. Jahrhundert), der starke politische Verbindungen schuf. Die Technik ermöglicht barrierefreie Kopplung von Hilfsmitteln wie Braillezeilen, Hörgeräten oder Tastaturen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
107. 2000 (Windrädchen)
Gesetz Erneuerbare Energien
Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird erstmals die Einspeisung von Ökostrom ins Netz gesetzlich geregelt. Betreiber von Wind-, Wasser- oder Solaranlagen erhalten eine feste Vergütung. Das Gesetz macht die Energiewende wirtschaftlich planbar und aus Nischenprojekten wird ein neuer Energiesektor. Bis 2020 wächst der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix von 6 auf über 40 Prozent. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
108. 2001 (Kalendertag 04. Januar)
Welt-Braille-Tag
Die Weltblindenunion ruft den 4. Januar als internationalen Braille-Tag aus – zu Ehren von Louis Braille (1809–1852). Der Aktionstag soll weltweit auf die Bedeutung der Punktschrift und der barrierefreien Informationsvermittlung aufmerksam machen. Auch digitale Braillezeilen und Audiomedien werden thematisiert. Das Datum fällt auf Brailles Geburtstag im Jahr 1809. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
109. 2002 (Blindengleichstellungsgesetz Paragrafzeichen)
Behindertengleichstellungsgesetz
Mit dem Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG) werden erstmals bundesweite Regeln zur Barrierefreiheit in der öffentlichen Verwaltung geschaffen. Es verpflichtet Behörden zu barrierefreien Zugängen, Kommunikation und Websites. Private Anbieter sind noch nicht betroffen. Das Gesetz beruht auf Forderungen aus den Bundesverbänden der Selbsthilfe. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
110. 2001/03 (Glückskekse)
Wendepunkte und Neubeginn Der Wunsch nach einer Neuausrichtung ist groß: Der Blindenbund Hessen veranstaltet eine extern moderierte Zukunftswerkstatt. Mitglieder diskutieren über Struktur, Themen und Herausforderungen des Verbands. Satzungsänderungen werden durch partizipative Befragungen geplant. Der Slogan „Wir wollen gesehen werden“ entsteht. Unternehmerische Entscheidungen, wie Ausgliederungen und Umformungen von vereinseigenen Einrichtungen in Kassel und Mündersbach erreichen anhaltende finanzielle Absicherung. Unrentable Einrichtungen werden geschlossen. Ein neues Vereinszeitalter beginnt. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
111. 2002 (Euromünzen)
Einführung des Euro
Der Euro wird als Bargeld eingeführt. Für blinde Menschen bringt die Umstellung neue Herausforderungen und neue Lösungen: Die Münzen sind unterschiedlich groß, die Scheine erhalten Fühlmarkierungen. Das Zählen und Ertasten müssen neu erlernt. Geldautomaten und Bezahlgeräte nach und nach angepasst werden. Cashtests helfen beim Bestimmen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
Ende Tafel 7
112. 2002 (Simulationsbrillen Sehkrankheiten)
Woche des Sehens
Zwei internationale Aktionstage – der „Tag des weißen Stocks“ (15.10.) und der „Welttag des Sehens“ (10.10.) – werden zur bundesweiten „Woche des Sehens“ zusammengeführt. Organisationen, Verbände und Kliniken beteiligen sich mit Veranstaltungen, Medienaktionen und Aufklärung. Ziel ist es, über Augenerkrankungen, Blindheit und Selbsthilfe aufzuklären. Dies ist bis dato nötig, denn das Wissen hierüber im Allgemeinwissen der Bevölkerung ist gering. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
113. 2003 (Buchstabe S)
Namensänderung BSBH
Auf der außerordentlichen Landesversammlung am 5. Juli wird aus dem „Blindenbund in Hessen e. V.“ der „Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e. V.“. Damit wird dem erweiterten Kreis der Mitglieder auch im Namen Rechnung getragen. Der neue Name macht sichtbar, wer vertreten wird, stärkt die Öffentlichkeitsarbeit und erweitert das Angebot. Das Amtsgericht erkennt ihn nun offiziell an. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
114. 2003 (VW Käfer Modell)
Letzter VW-Käfer
Im mexikanischen Puebla läuft der letzte VW-Käfer vom Band. Seit 1938 wurden weltweit über 21 Millionen Stück gebaut. Das markante Motorengeräusch, die runde Form und das einfache Interieur prägten Generationen. Auch in der Blindenbildung diente der Käfer als Erkennungsobjekt – akustisch und haptisch. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
115. 2004 (Mintgrüner Stuhl)
Neuer Vorsitz im BSBH
Frank Schäfer wird Landesvorsitzender des BSBH, Klaus Jürgen Schwede sein Stellvertreter. Beide gestalten die Arbeit des Verbands über ein Jahrzehnt lang mit – von politischen Verhandlungen bis zur Modernisierung der Vereinsstrukturen. Ihre Amtszeit steht für Kontinuität und Öffnung nach außen. 2014 endet die gemeinsame Leitung, ein neuer Stellvertreter übernimmt Schwedes Sitz. Wir befinden uns mitten in der Goldenen Ära des BSBH. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
116. 2004 (Rettungsdecke)
Landesblindengeld in Gefahr
Im hessischen Landesblindengesetz wird eine Kürzung der Leistung um 14 % festgelegt. Der BSBH kann politisch verhindern, dass das Gesetz abgeschafft oder weiter beschnitten wird. Auch in den Jahren 2009, 2011, 2017 und 2019 bleibt das Blindengeld erhalten – nach intensiven Verhandlungen. Die kontinuierliche Sicherung gilt als erkämpfter Erfolg der Selbsthilfe. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
117. 2005 (Medikamentenverpackungen)
Braille auf Medikamenten
Eine EU-Verordnung verpflichtet alle Hersteller, Medikamente mit Braille-Schrift zu kennzeichnen. Der Name des Arzneimittels muss für blinde Menschen ertastbar sein. Diese gesetzliche Vorschrift dient einer größeren Sicherheit. Apotheken und Firmen rüsten Verpackungen technisch nach. Die Umsetzung erfolgt schrittweise und wird bis heute kontrolliert. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
118. 2006 (UN-Behindertenrechtskonvention Paragrafzeichen)
UN-Behindertenrechtskonvention
Bei der UNO-Generalversammlung in New York wird die UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet. Sie garantiert weltweit die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen in allen Lebensbereichen. Ein Paradigmenwechsel: Behinderung wird als Wechselwirkung zwischen Beeinträchtigung und Umwelt verstanden. 2008 tritt sie in Kraft. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
119. 2006 (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Paragrafzeichen)
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Mit dem AGG wird Diskriminierung aufgrund von Behinderung, Geschlecht, Alter, Herkunft und sexueller Identität verboten. Ziel ist es, Benachteiligungen im Arbeits- und Zivilrecht abzubauen. Menschen mit Behinderungen können sich auf das Gesetz berufen, wenn sie bei Einstellung oder im Berufsalltag diskriminiert werden. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
120. 2007 (iPhone 3GS)
Einführung des iPhones
Apple stellt das iPhone vor – ein Touchscreen-Smartphone, das die mobile Nutzung neu definiert. Das Modell 3GS bringt 2009 erstmals VoiceOver mit – die erste zugängliche Benutzeroberfläche für blinde Menschen. Das ausgestellte Original zeigt: Bedienung per Wischgeste und Sprachausgabe werden zur neuen Norm. Das iPhone revolutioniert unseren Alltag und wird zur täglichen Assistenz in fast allen Lebenslagen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
121. 2007 (Kapitänbinde Kopfhörer)
WM-Sieg Frauenfußball & Sportreportage
Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft gewinnt die Weltmeisterschaft in China – als erstes Team überhaupt zum zweiten Mal in Folge. Kapitänin Birgit Prinz führt die Mannschaft zum 2:0-Finalsieg gegen Brasilien. Die Kapitänsbinde erinnert an die sportliche Leistung. Blindensportreportagen vor Ort und auf den Sendern schaffen barrierefreie Teilhabe am sportlichen Ereignis. Die erste dieser Art gab es in Deutschland schon 1999. Heute ist Audiodeskription im Sport eine professionalisierte Aufgabe, die von ausgebildeten Expert*innen bundesweit übernommen wird – auch bei Vereins- und Breitensportveranstaltungen. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
122. 2007 (Bembel)
100 Jahre Bezirksgruppe Frankfurt
Die Bezirksgruppe Frankfurt feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Ein Apfelwein-Bembel – typisch für die Region – symbolisiert das Zusammenkommen und den Austausch im Verband. In den frühen Jahren betrieb die Gruppe eine Werkstatt, in der Blinde Besen, Bürsten, Körbe und Flechtstühle herstellten – damals eine wichtige Einkommensquelle. Der Vorsitzende stellte dafür seine privaten Wohnräume kostenfrei zur Verfügung. Diese Solidarität und gegenseitige Unterstützung prägen die Bezirksgruppe bis heute. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
123. 2007 (Holz Regenbogen)
Landtagswahlen: BSBH befragt Parteien
Vor den Landtagswahlen bittet der BSBH alle im Hessischen Landtag vertretenen Parteien um schriftliche Stellungnahmen zu Themen des Blindenwesens. Barrierefreiheit, Bildung und Mobilität stehen im Fokus. Die Antworten werden öffentlich gemacht, um die Positionen transparent zu zeigen. Das Vorgehen stärkt die politische Teilhabe der Selbsthilfe und verdeutlicht ihren Stellenwert. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
124. 2009 (Verordnung barrierefreier Informationstechnik Paragrafzeichen)
Barrierefreie Informationstechnik
In Hessen tritt die Verordnung zur barrierefreien Informationstechnik in der Verwaltung in Kraft. Sie basiert auf § 14 des Hessischen Behindertengleichstellungsgesetzes (HessBGG) und schreibt die Zugänglichmachung von Dokumenten für blinde und sehbehinderte Menschen vor. Behörden müssen Technik und Gestaltung anpassen. Heute sind digitale Dokumente zwar oft barrierefrei gestaltet, doch die Umsetzung bleibt lückenhaft. Besonders komplexe Formulare oder grafisch aufbereitete Inhalte bereiten weiterhin Probleme. Der BSBH fordert eine konsequentere Kontrolle und Schulung des Verwaltungspersonals, um Barrierefreiheit nachhaltig sicherzustellen. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
125. 2009 (Schal)
Rechtsberatung für Menschen mit Behinderung
Der DBSV gründet die gemeinnützige GmbH „Rechtsberatung behinderter Menschen“ (rbm). Sie bietet rechtliche Unterstützung in Fragen des Sozialrechts, Arbeitsrechts und Antidiskriminierung. Der BSBH kooperiert eng mit der rbm, um den Mitgliedern direkten Zugang zu rechtlicher Hilfe zu ermöglichen. Besonders bei Fragen zu Blindengeld, Hilfsmittelversorgung und Diskriminierung am Arbeitsplatz profitieren Mitglieder von der Expertise der Beratung. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
126. 2009 (UN-Behindertenrechtskonvention Paragrafzeichen)
UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland
Die UN-Behindertenrechtskonvention tritt in Deutschland in Kraft. Bund und Länder verpflichten sich, die Rechte behinderter Menschen aktiv zu fördern. Das betrifft Bildung, Arbeit, Wohnen und Barrierefreiheit. Deutschland ratifiziert die Konvention nach intensiver Debatte. Sie wird zum Maßstab für Inklusionspolitik auf allen Ebenen. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
Ende Tafel 8
127. 2010er (QR-Codes)
Teilhabe durch Smartphones und mehr Apps Mit Funktionen wie VoiceOver (Apple) und TalkBack (Android) werden Smartphones für blinde Menschen bedienbar. Text-to-Speech und Wischgesten ermöglichen Navigation ohne Sehen. Apps wie Seeing AI und Be My Eyes bieten Unterstützung im Alltag. Auch Greta & Starks machen Audiodeskription im Kino mobil. Unsere QR-Codes führen zu den Apps: Nutzt du die genannten bereits? (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
128. 2010er (Leitsystem)
Leitsysteme im Nahverkehr
Seit den 2010er Jahren werden taktile Leitsysteme an Bahnhöfen und Bushaltestellen systematisch ausgebaut. Rillenplatten und Noppenstreifen markieren sichere Wege, Lautsprecherdurchsagen ergänzen visuelle Anzeigen. Grundlage ist die DIN 32984, die 2000 veröffentlicht und 2023 überarbeitet wurde. Die Deutsche Bahn hat allein zwischen 2020 und 2023 auf 613 Bahnsteigen Bodenindikatoren ergänzt. Trotzdem – nicht alle Bahnhöfe sind barrierefrei. Fühle nach: Runde Noppen bilden Aufmerksamkeitsfelder, lange Streifen weisen die Richtung. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
129. 2010 (Mikrofon)
ESC-Sieg von Lena
Lena Meyer-Landrut (*1991) gewinnt den Eurovision Song Contest in Oslo mit „Satellite“. Es ist Deutschlands erster Sieg seit 28 Jahren. Die Performance überzeugt durch Unbekümmertheit und Pop-Appeal. Über 100 Millionen Menschen verfolgen die Liveübertragung. 6 Wochen belegte der Song Platz 1 der Deutschen Single Charts. Schnapp dir das Mikrofon und singe selbst! (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
130. 2011 (Schulgesetz Paragrafzeichen)
Schulgesetz Hessen
Ein neues Schulgesetz soll die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention umsetzen. Es stellt sicher, dass jedes Kind mit Behinderungen Zugang zum allgemeinen Bildungssystem hat (Art. 24 UN-BRK). Inklusion wird zum Leitprinzip, allerdings bleibt die praktische Umsetzung umstritten. Elterninitiativen fordern individuelle Förderung statt reiner Integration. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
131. 2012 (Lorbeerblätter 100 Luftballons)
100 Jahre DBSV
Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) feiert sein 100-jähriges Bestehen. Er vertritt bundesweit die Interessen blinder und sehbehinderter Menschen, mit rund 35.000 Mitgliedern. Im Vergleich: Der britische Dachverband RNIB besteht seit 1868 und hat über 30.000 Mitglieder. Der DBSV setzt sich für Barrierefreiheit, Bildung und politische Teilhabe ein. Die Jubiläumsfeier blickt auf Errungenschaften und künftige Herausforderungen. (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
132. 2012 (Schultafel Kreide Schwamm)
Aktionsplan Schulische Inklusion
Das hessische Kabinett verabschiedet den Aktionsplan zur schulischen Inklusion. Ziel ist die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Bildungsbereich. Inklusion soll an Regelschulen verankert werden – mit sonderpädagogischer Unterstützung. Kritiker*innen monieren fehlende Ressourcen und unklare Vorgaben. Die Debatte hält an. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
133. 2014 (2 Stühle mintgrün und gelb)
Neuer stellvertretender Vorsitzender – starkes Duo
Karl Matthias Schäfer wird stellvertretender Vorsitzender des BSBH. Seit 1991 im Verband aktiv, war er bereits von 2000 bis 2004 Landesvorsitzender. Nun arbeitet er an der Seite von Frank Schäfer. Sein Schwerpunkt liegt auf Digitalisierung und beruflicher Teilhabe. Beide setzen sich für politische Vertretung und barrierefreie Mobilität ein. Das Führungsduo prägt die Modernisierung des Verbands. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
134. 2014 (Deutschland Blumenkette)
WM-Sieg Männerfußball
Die deutsche Nationalmannschaft gewinnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Im Finale besiegt das Team von Kapitän Philipp Lahm Argentinien mit 1:0 – das entscheidende Tor schießt Mario Götze. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
135. 2016 (Aktionsfeld! Umarme eine Person!)
Hilfe für geflüchtete Blinde
In Kooperation mit der Marburger Blista und der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte schafft der BSBH Angebote für geflüchtete Menschen mit Seheinschränkung. Sprachkurse, Mobilitätstraining und Rechtsberatung gehören dazu. Das Netzwerk bietet Orientierung und Teilhabe in einer neuen Lebenssituation. Das Engagement wird bundesweit anerkannt. Eine Umarmung repräsentiert die Willkommenskultur dieses Engagements. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
136. 2016 (Cashtest Euro)
Barrierefreie Bankdienstleistungen
Der BSBH schließt mit dem Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen eine Zielvereinbarung ab: Blinde und sehbehinderte Menschen erhalten damit Zugang zu barrierefreien Bankautomaten und Online-Banking. Nach intensiven Verhandlungen werden Richtlinien festgelegt – etwa für Tastaturdesign und Sprachausgabe. Die Umsetzung wird regelmäßig überprüft. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
137. 2017 (Eheringe)
Ehe für Alle
Der Bundestag beschließt die „Ehe für Alle“ – homosexuelle Paare können nun heiraten und Kinder adoptieren. Der Weg dahin war lang: Jahrzehntelang kämpften LGBTQIA+-Aktivist*innen für gleiche Rechte. Der Beschluss markiert einen rechtlichen und gesellschaftlichen Durchbruch. Die Regenbogenflagge vor dem Bundestag wird zum Symbol der Anerkennung. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
138. 2018 (Sprechblasen Post-Ist)
EUTB – Beratung auf Augenhöhe
Die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) startet 2018 mit Fulda/Hersfeld-Rotenburg und Waldeck-Frankenberg; 2023 kommen Frankfurt am Main und für Fulda/Hersfeld-Rotenburg der Vogelsbergkreis hinzu. Die Standorte befinden sich in Korbach, Frankenberg, Bad Hersfeld, Fulda, Lauterbach und Frankfurt. Menschen mit Behinderung erhalten hier umfassende Beratung zu Sozialleistungen, Teilhabe und Unterstützung – unabhängig von Behörden oder Leistungsträgern. Das Besondere: Die Beratung erfolgt nach dem Peer-Prinzip – von Betroffenen für Betroffene. Viele Ratsuchende schätzen diese persönliche und lebensnahe Begleitung. Das Programm ist notwendig, weil gerade Menschen mit komplexen Einschränkungen oft Schwierigkeiten haben, sich im Sozialrecht zurechtzufinden. Ein Erfolg: Viele Nutzer*innen berichten, dass sie erstmals konkrete Hilfe bei Anträgen und Mobilitätsfragen erhalten. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
139. 2019 (Eurpean Accessibility Act Logo)
European Accessibility Act
Die EU-Richtlinie „European Accessibility Act“ tritt in Kraft. Sie legt Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen fest, etwa für Bankautomaten, E-Books oder Ticketautomaten. In Deutschland wird die Richtlinie mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) umgesetzt. Die Überwachung erfolgt auf Landesebene. Das Logo ziert eine stilisierte Figur, die von Eurosternen umgeben ist. Ein Symbol für die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen in Europa. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
140. 2019 (Rollstuhl Spielzeug)
Hessisches Behindertengleichstellungsgesetz
Das HessBGG wird reformiert, auch dank der politischen Arbeit des BSBH: 2020 wird eine hauptamtliche Landesbehindertenbeauftragte – zuerst Rika Esser, heute Andreas Winkel – eingeführt, ebenso ein Inklusionsbeirat. Das Regierungspräsidium Gießen erhält die Aufgabe, die barrierefreie Informationstechnik zu überwachen. Ziel ist die Verbesserung der Teilhabe und die stärkere Einbindung von Betroffenen in politische Entscheidungen. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
Ende Tafel 9
141. 2019 (Seil)
Verlängerung des Landesblindengeldgesetzes
Ein erneuter Erfolg der Goldenen Ära: Das Hessische Landesblindengeldgesetz wird bis Ende 2026 verlängert. Nach intensiven politischen Verhandlungen sichert das Gesetz weiterhin die materielle Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen. Damit bleibt Hessen eines der wenigen Bundesländer, die trotz finanzieller Engpässe die Leistungen erhalten. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
142. 2020er (3D-Druck Filament)
3D-Druck für Braille und taktile Karten
Durch 3D-Druck lassen sich taktile Karten und Braille-Bücher präzise und kostengünstig herstellen. Schicht für Schicht baut der Drucker erhabene Strukturen mittels Filaments auf, die gut fühlbar sind. Vor allem in Bildungseinrichtungen eröffnet dies neue Möglichkeiten. Auch kleine Auflagen werden realisierbar, angepasst an individuelle Bedürfnisse. Barrierefreie Information wird so endlich vielfältiger und bezahlbarer. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
143. 2020 (Blumentopf)
KI Frühling
Im sogenannten „KI-Frühling“ erlebt die künstliche Intelligenz einen Innovationsschub. Anwendungen wie Sprachassistenten und Texterkennungssysteme verbessern die digitale Barrierefreiheit. Intelligente Geräte kommunizieren per Sprache. KI-gestützte Assistenzsysteme prägen den Alltag. Dieses Frühlingsbouquet steht für die blühende Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
144. 2020 (FFP2-Masken)
mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19
Das Mainzer Unternehmen BioNTech entwickelt den ersten mRNA-Impfstoff gegen Covid-19. Diese neue Technik aktiviert die Immunantwort gezielt und schnell. Nach dem Ausbruch der Pandemie Ende 2019 breitet sich das Virus weltweit rasant aus, Millionen Menschen erkranken. Innerhalb von nur elf Monaten nach der Entschlüsselung des Virusgenoms erfolgt die Zulassung. BioNTech wird zur Innovationsikone und die mRNA-Technologie zum Hoffnungsträger für weitere Impfstoffe. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
145. 2020 (QR-Code UNESCO)
UNESCO-Kulturerbe Braille-Schrift
Die Braille-Schrift wird als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt. Sie existiert derzeit in über 140 Sprachen weltweit und bleibt unverzichtbar für die Lesekompetenz blinder Menschen. Trotz digitaler Assistenzsysteme ist die Schrift wichtig: Wer keine Braille-Schrift lernt, entwickelt oft keine ausreichende Lese- und Schreibfähigkeit. Viele technische Entwicklungen – von Drucksystemen bis zu Braille-Displays – basieren auf diesem System. Folge dem QR-Code zum Eintrag bei der UNESCO! (Kategorie: Ereignisse der Blindenkultur – blau)
146. 2021 (Jute Beutel)
Neuer Standort DIALOGMUSEUM
Am 9. September eröffnet das DIALOGMUSEUM an der Frankfurter Hauptwache. Nach der Schließung des Standorts im Ostend markiert der Umzug einen Neubeginn und Generationenwechsel. Das Museum, 2005 gegründet, bietet weiterhin Erlebnisausstellungen zur Wahrnehmung im Dunkeln und zur Sensibilisierung zu den Themen Inklusion, Empathie und Dialog. Der BSBH, seit Beginn im Kuratorium, bleibt enger Partner. Der zentrale Standort stärkt die Präsenz im Stadtbild und erreicht neues Publikum. (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
147. 2021 (Gendersternchen)
Geschlechterneutralität im BSBH
Auf der Landeshauptversammlung des BSBH wird die Satzung geändert: Geschlechterneutralität wird verankert. Zudem entfällt der Paragraf, der die Definition von Blindheit regelt – ein Zeichen für inklusivere Strukturen. Die neue Satzung soll unabhängig von Geschlecht und Sehverlust die Teilhabe aller Mitglieder stärken. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
148. 2022 (Gehör-/Taubblindengeld Paragrafzeichen)
Gehörlosen- und Taubblindengeld Hessen
Hessen führt Gehörlosen- und Taubblindengeld ein – als ergänzende Leistung zum Landesblindengeld. Betroffene erhalten Unterstützung für Kommunikationshilfen und Alltagsassistenz. Das Gesetz gilt auch als Erfolg des BSBH, der sich jahrelang an der politischen Überzeugungsarbeit beteiligt hat. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
149. 2022 (Transportwagen Modell)
Rollende Beratung
Mit dem Projekt „Rollende Beratung“ bringt der BSBH sein Dienstleistungsangebot „Blickpunkt Auge. Rat und Hilfe bei Sehverlust“ direkt zu den Menschen. Ein mobiler Beratungsbus fährt ländliche Regionen an, um barrierefreie Information persönlich anzubieten. Schulungen, Gespräche und individuelle Hilfen stehen im Fokus. Das Angebot wird zukünftig weiter ausgebaut, um möglichst vielen Hess*innen diesen Dienst zu ermöglichen. Die direkte zwischenmenschliche Arbeit in einer zunehmend digitalen Welt bleibt ein inhaltlicher Pfeiler. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
150. 2022 (Straßenschild)
Umzug Mörfelder Straße
Der Geschäftssitz wird in die Mörfelder Straße 6–8 in Frankfurt verlegt. Das moderne Gebäude bietet Platz für Verwaltung, Beratung und Veranstaltungen. Barrierefreiheit und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel waren bei der Wahl entscheidend. Bis 2017 residierte die Geschäftsstelle in der Eschersheimer Landstraße 80, danach in der Börsenstraße 14. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
151. 2023 (Riechdose Grüne Soße)
Hessischer Inklusionspreis
Die GIB (Gruppe Inklusionsbeobachtung) vergibt den ersten Inklusionspreis an die Kita „Grüne Soße“ aus Frankfurt. Die Einrichtung setzt auf kulturelle Bildung und integrative Konzepte. Der Preis würdigt herausragende Praxisprojekte, die Inklusion innovativ umsetzen. Die Kita macht Vielfalt spielerisch erlebbar. Vielfalt steckt auch in der Frankfurter Grünen Soße. Kannst du die 7 Kräuter erriechen? (Kategorie: kulturgeschichtliche Entwicklungen – gelb)
152. 2023 (Bundesteilhabegesetz Paragrafzeichen)
Reformstufe 4 des Bundesteilhabegesetzes
2023 tritt die vierte und letzte Reformstufe des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) in Kraft. Sie regelt die personenzentrierte Leistungserbringung und die Budgetsteuerung. Das BTHG wurde seit 2016 stufenweise umgesetzt, um die Teilhabe und Selbstbestimmung behinderter Menschen zu stärken. Mit der Reformstufe 4 sind nun alle wesentlichen Änderungen abgeschlossen: Eingliederungshilfen werden individueller, die Beratung umfassender und das Budget flexibler gestaltet. Hessen setzt die Vorgaben mit Anpassungen in der Praxis um. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
153. 2025 (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz Paragrafzeichen)
Barrierefreiheitsstärkungsgesetz
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) tritt in Kraft, um die Vorgaben des European Accessibility Act in Deutschland umzusetzen. Es verpflichtet die Wirtschaft, Produkte wie Bankautomaten, Ticket- und Buchungsportale barrierefrei anzubieten. Auch digitale Dienstleistungen müssen den neuen Standards entsprechen. Das Gesetz zielt darauf ab, die Teilhabe behinderter Menschen in Alltag und Beruf nachhaltig zu verbessern. Die Umsetzung wird von Landesbehörden überwacht und bewertet. (Kategorie: politische Wendepunkte – grün)
154. 2025 Aktionsfeld! Gratuliere zum Geburtstag!
100 Jahre BSBH
Das sind 100 Jahre BSBH zum sinnlichen Erleben. Die nächste Etappe steht bereits bevor: Der jüngste Umzug, Florian Schneider als neuer Geschäftsführer seit 2024 und eine geplante Zukunftswerkstatt bedeuten Aufbruch und Innovation. Der BSBH ist bereit, die Herausforderungen der Zukunft anzugehen. Stoße an auf den Jubilar, seine reiche Geschichte und das außerordentliche Engagement der Menschen: für Selbsthilfe und Soziales Engagement. (Kategorie: Meilensteine des BSBH- lila)
Mitmach-Station
Beantworte 2 Fragen an der Pinnwand!
1. Was erwartest du von einer modernen Blinden- und Sehbehinderten Organisation?
2. Welche Dienstleistungen und Aktivitäten wünschst du dir?
Schreib deine Antworten entweder auf oder sprich sie auf ein Diktiergerät. Alles was du braucht liegt direkt auf dem Tisch neben dir.
BSBH-Spiel
Das BSBH-Spiel bietet einen partizipativen und lustigen Zugang zu weiteren spannenden Infos rund um den BSBH. Viel Spaß!